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Ungarns wachsendes Einwanderungsproblem

26. Jan. 2015

Im Fahrwasser der Forderung von Ministerpräsident Orbán nach einer strengeren Einwanderungspolitik innerhalb der Europäischen Union widmen sich die Wochenzeitungen der deutlich zunehmenden Zahl an Asylsuchenden sowie der Furcht, dass aus dem Transitland Ungarn künftig ein Zielland für Asylbewerber werden könnte.

In Ungarn habe sich die Zahl der Asylbewerber während der vergangenen zwei Jahre vereinundzwanzigfacht, stellt Zsuzsa Hernádi in Demokrata fest. Seien es 2012 gut 2.000 Personen gewesen, hätten 2014 über 42.000 Ausländer in Ungarn um Asyl nachgesucht. Damit liege Ungarn zwar hinter Deutschland, aber noch vor den Niederlanden, Großbritannien, Österreich, der Tschechischen Republik, Belgien, Dänemark und Norwegen. Die öffentlichen Ausgaben im Bereich Immigration seien dagegen in den vergangenen zwei Jahren lediglich von einer Milliarde auf 2,6 Milliarden Forint gestiegen, da Ungarn gegenwärtig nur als Transitland für typischerweise gen Westen strebende Migranten diene, stellt die Autorin fest. Falls sich jedoch die Zahl der Immigranten jährlich weiter verdoppeln sollte, könnte Ungarn demnächst selbst eine Million Migranten in seinen Grenzen beherbergen, warnt Hernádi. Abschließend erinnert die Autorin ihre Leser an das Römische Reich, das unter anderem deswegen zusammengebrochen sei, weil es dem gewaltigen Zustrom von Menschen aus dem Osten nichts habe entgegensetzen können.

In Hetek macht Zsolt Hazafi darauf aufmerksam, dass in den ersten knapp zwei Wochen dieses Jahres über 6.000 Migranten um Asyl in Ungarn nachgesucht hätten – über zweimal so viel wie im vergangenen Jahr. 99 Prozent seien beim illegalen Grenzübertritt geschnappt worden und hätten Asyl beantragt, um nicht sofort wieder abgeschoben zu werden. Die meisten von ihnen flüchteten während der Bearbeitung ihrer Anträge in den Westen. Dessen ungeachtet würden immer mehr Flüchtlinge nach Ungarn zurückgeschickt, wobei deren Mehrzahl immer und immer wieder eine Rückkehr in westliche Länder versuche. Laut Hazafi vermutet die Regierung, dass Deutschland und Österreich immer mehr solcher Immigranten nach Ungarn ausweise. Sie sei auch keineswegs von EU-Plänen begeistert, wonach die Einwanderer mehr oder weniger gleichmäßig auf die Mitgliedsstaaten verteilt werden sollten. Das würde heißen, dass Ungarn mindestens zehn- bis 15-tausend Flüchtlinge aus Pakistan oder Afghanistan beherbergen sollte.
Gegenwärtig stell Ungarn für Migranten ein Transitland dar. Doch angesichts der Tatsache, dass es zu den 50 „attraktivsten Ländern“ gehöre, könnten sich die Migranten letztendlich für Ungarn als ihren permanenten Wohnsitz entscheiden, falls der Westen sie abweisen sollte. Da viele von ihnen auch über keinerlei glaubhafte Identitäten verfügten, argwöhnt der Autor, könnte eine potenzielle Einwanderungswelle Ungarn auch zunehmend der Terrorismusgefahr aussetzen. Mit anderen Worten: Ministerpräsident Orbán könne sich zwar mit Blick auf das heimische Publikum auf EU-Ebene für eine strengere Einwanderungspolitik einsetzen, um damit den Rechtsradikalen eines ihrer beliebtesten Propagandathemen zu entziehen, trotzdem habe er es mit einem realen und immer dringlicher werdenden Einwanderungsproblem zu tun, notiert Hazafi abschließend.

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