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Wert des Lebens hier und dort

19. Jan. 2015

Ein konservativer sowie ein liberaler Kolumnist halten es für betrüblich, dass die Opfer des radikalen Fundamentalismus außerhalb der westlichen Welt so wenig Beachtung finden. Der Konservative macht den Westen für das Chaos im Nahen Osten verantwortlich, während sein liberaler Kollege die Behauptung aufstellt, dass Ignoranz in die Hände von solchen Regierungen spiele, die die Einwanderung ablehnen.

Das Leben einer afrikanischen Person scheine weniger wert zu sein als das eines Europäers, schreibt Levente Sitkei in Magyar Nemzet. Er erinnert an das Boko Harem-Massaker an 2.000 Nigerianern, das sich am gleichen Tag zutrug wie der Überfall auf die Redaktion von Charlie Hebdo, doch in den führenden Medien nur sporadische Aufmerksamkeit hervorrief. Der konservative Kolumnist empfindet es als bedauerlich, dass man lokale Opfer in den Nachrichten zu „simplen statistischen Zahlenangaben“ degradiere, während im Falle der Gewaltanwendung gegenüber westlichen Staatsbürgern gar militärische Vergeltungsaktionen in Erwägung gezogen würden. Schlussfolgernd bezichtigt Sitkei den Westen, „diese entlegenen Orte ins Chaos zu stürzen und dort auch zu halten“.

Auch Sándor Révész von der Tageszeitung Népszabadság findet es verabscheuungswürdig, dass die Opfer terroristischer Gewalt außerhalb der westlichen Welt so wenig Aufmerksamkeit erregen. Es sei verständlich, dass sich die Menschen für Geschehnisse ihres eigenen Umfeldes interessierten, doch hält der liberale Journalist das geringe Maß an Berichterstattung über die Mordaktionen von Boko Haram in Afrika für regelrecht abstoßend. Révész glaubt, dass uns die mangelnde Aufmerksamkeit den leidenden Menschen in den Entwicklungsländern entfremdet und das fehlende Mitgefühl mit deren Schicksal es den westlichen Regierungen leichter mache, Flüchtlinge von der entwickelten Welt fernzuhalten.

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