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Jobbik holt Tapolca

14. Apr. 2015

Bei den Nachwahlen in Tapolca ist dem Jobbik-Kandidaten der Sieg kaum noch zu nehmen. Damit erringt die rechtsextremistische Partei ihr erstes Direktmandat überhaupt. Bisher gelangten ihre Abgeordneten lediglich über die Parteiliste ins Parlament. Kommentatoren aller Couleur bezeichnen Jobbik nunmehr als mögliche Herausforderin des Fidesz.

Bei den Nachwahlen in Tapolca dürfte laut vorläufigen Ergebnissen (Stimmen aus dem Ausland werden erst im Laufe der Woche ausgezählt) Lajos Rig mit hauchdünnem Vorsprung das erste Jobbik-Direktmandat in der Parteigeschichte erringen. Bei einer geringen Wahlbeteiligung von 41,6 Prozent konnte Rig 35,3 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen, während Fidesz-Kandidat Zoltán Fenyvesi 34,4 Prozent und der gemeinsame Bewerber linker Parteien, Ferenc Pad, 26,3 Prozent erreichten.

Der Jobbik-Geist ist aus der Flasche, kommentiert Népszabadság das Wahlergebnis auf ihrer Titelseite. Die linksliberale Zeitung hält das Ergebnis von Tapolca für einen Beleg dafür, dass der Fidesz seine Glaubwürdigkeit verloren habe und die aufstrebende rechtsextremistische Partei Jobbik nicht mehr im Zaum zu halten vermag. Nach ihrem Sieg in Tapolca lasse sich die Bedrohung seitens Jobbik nicht mehr verniedlichen, notiert Népszabadság.

In Magyar Nemzet äußert sich Szabolcs Szerető überzeugt, dass der Jobbik-Sieg einen Weckruf für den Fidesz bedeute. Nach drei aufeinanderfolgenden Wahlsiegen im Jahre 2014 habe der Fidez nunmehr mitbekommen, dass sich seine Wähler nach einer Konsolidierung sehnen würden. Statt aber das Tempo zu verlangsamen, habe der Fidesz neue Fronten eröffnet und sich in neue Konflikte hineinbegeben, die bis jetzt eine Million ihrer einstigen Wähler verprellt hätten, konstatiert Szerető.

Das Ergebnis zeige, dass Jobbik mit dem Gewinn eines Direktmandats die unsichtbare Barriere durchbrochen habe, schreibt Gábor Török auf Facebook. Der in der politischen Mitte angesiedelte Analyst warnt jedoch vor weit hergeholten Vorhersagen auf der Grundlage von Nachwahlen, die drei Jahre vor den nächsten Parlamentswahlen stattgefunden haben. Allerdings werde der Fidesz die Herausforderung durch Jobbik ernst nehmen müssen, betont Török. Die Fidesz-Strategie, Jobbik in Schach zu halten, scheine die rechtsextremistische Partei gestärkt zu haben. Demnach werde sich die Regierungspartei nach neuen Instrumenten umsehen müssen, um ihren radikalen Herausforderer zu besiegen, resümiert der Analyst.

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