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Geplantes Denkmal für Zwischenkriegsminister kritisiert

12. Dec. 2015

Die führende linke Tageszeitung des Landes kritisiert Pläne, denen zufolge des Historikers Bálint Hóman ehrend gedacht werden soll. Hóman war als Bildungs- und Religionsminister unter Miklós Horthy aktiv an der antisemitischen Gesetzgebung beteiligt.

Der Vorschlag, dem Historiker und einstigen Minister für Bildung und Religion in Anerkennung seiner wissenschaftlichen Arbeit sowie seiner Tätigkeit als Parlamentsabgeordneter aus Székesfehérvár ein Denkmal zu errichten, stammt von einer nach ihm benannten Stiftung. Hóman setzte sich für antijüdische Gesetze ein und folgte 1944/45 der Pfeilkreuzler-Regierung auf ihrer Flucht vor der Roten Armee in Richtung Westungarn. Nach dem Krieg wurde er wegen Kriegsverbrechen – vor allem für seine Unterstützung des ungarischen Krieges gegen die Sowjetunion – verurteilt. Hóman starb 1951 im Gefängnis der Stadt Vác. Im Jahre 2015 wurde er rehabilitiert und die Stiftung erhielt vom Justizministerium die für den Bau der Statue notwendigen Finanzmittel. Als Hómans Rolle als politischer Antisemit von Gegnern des Vorhabens bekanntgemacht wurde, äußerten drei Regierungsmitglieder – darunter auch der Justizminister –, dass das Denkmal nicht errichtet werden sollte. Der Stadtrat von Székesfehérvár wird in der kommenden Woche über eine Baugenehmigung entscheiden. Verschiedene Organisationen im In- und Ausland, darunter der Jüdische Weltkongress, die Hungarian-American Coalition sowie die Lantos Stiftung, haben gegen die Errichtung eines Denkmals für Hóman protestiert.

Im Leitartikel auf ihrer Titelseite bestätigt Népszabadság die Verdienste Hómans als bedeutender Geschichtswissenschaftler. Dessen ungeachtet lehnt die Tageszeitung das Ansinnen, einem Befürworter der antisemitischen Gesetzgebung der Jahre 1938 bis 1945 ein Denkmal zu setzen, vehement ab. Die Leitartikler halten das Argument für verabscheuungswürdig, wonach Hóman für seine akademischen Verdienste geehrt werden sollte, die nach Ansicht einiger rechtsorientierter Kommentatoren und Historiker unabhängig von seiner politischen Laufbahn zu beurteilen seien. Da Hóman Mitglied antisemitischer Kabinette gewesen sei und gegen die Juden gerichtete Gesetze aktiv unterstützt habe, wäre es ratsam, ihn sogar in seiner Rolle als Gelehrter aus dem ungarischen Gedächtnis zu streichen, empfiehlt Népszabadság.

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