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Russland bietet MALÉV-Wiederbelebung an

11. Feb. 2016

Eine augenscheinlich vor der Gründung stehende neue ungarische Fluggesellschaft würde MALÉV nicht ersetzen, vermutet Magyar Idők. Das Webportal VS dagegen argwöhnt, dass dieses zwischen einem russischen Unternehmen und dem ungarischen Staat verhandelte Geschäft vor allem Russland zugute käme.

Kein Zweifel, die Gründe für eine Wiederbelebung von MALÉV, der gestrandeten nationalen Fluggesellschaft Ungarns, seien vollauf gerechtfertigt, kommentiert Gyula Jámbor in Magyar Idők jüngste Meldungen über ein entsprechendes Geschäft. Vor allem würde es Budapest zurück ins Bewusstsein betuchter Touristen und Geschäftsleute bringen, die sich nicht auf Billigfluggesellschaften aus gar nicht angeflogenen Destinationen verlassen wollten. Dessen ungeachtet räumt der regierungsfreundliche Kommentator ein, dass Wizz Air, der erfolgreiche und von Ungarn gegründete Billigflieger, die von MALÉV in einem extrem umkämpften Markt hinterlassene Lücke weitgehend und ohne Probleme ausgefüllt habe. Damit würde ein vom russischen Produzenten der Flugzeugmarke Suchoi Superjet unterbreitetes Angebot, gemeinsam mit dem ungarischen Staat eine neue Airline zu gründen, nicht wirklich auf die Übernahme des MALÉV-Platzes abzielen, glaubt Magyar Idők. Vielmehr dürfte es das russische Unternehmen einzig auf das ehemals lukrative Balkan-Netz von MALÉV abgesehen haben.

Seit Februar 2012 sind nach 66 Jahren Dienst Flugzeuge in den MALÉV-Farben Geschichte. Im letzten Jahr seines Bestehens wurde das Unternehmen mit Hilfe von staatlichen Subventionen in Milliardenhöhe am Leben erhalten. Die Europäische Kommission vollführte dann den endgültigen Todesstoß, als sie von MALÉV die Rückerstattung von 88 Milliarden Forint illegal gezahlter Zuschüsse verlangte. Seitdem sind sämtliche Versuche der Gründung einer neuen nationalen Fluggesellschaft gescheitert. Am 9. Februar dieses Jahres berichtete der staatliche Nachrichtendienst hirado.hu, dass das Ministerium für nationale Entwicklung mit Suchoi über die Etablierung einer neuen nationalen Fluggesellschaft Ungarns verhandle. Das Ministerium bestätigte die Informationen, schränkte aber ein, dass sich die Gespräche noch in einem vorbereitenden Stadium befänden.

Es seien die Russen, die am meisten von diesem Geschäft profitieren würden, heißt es in einer Analyse des Webmagazin VS unter Berufung auf anonyme Quellen. Alles könnte natürlich auch der Werbegag eines nicht allzu erfolgreichen russischen Unternehmens sein. Aber abgesehen davon zählt VS mehrere Argumente auf, die die Eingangsthese unterstützen: Vor allem könnte das russische Unternehmen mit einem ungarischen Partner an seiner Seite uneingeschränkte Flugrechte innerhalb der Europäischen Union erhalten. Darüber hinaus tobe seit Jahren ein Rechtsstreit. (Der einstige russische Partner und Geldgeber von MALÉV, die Wneschekonombank, hat die ungarische Airline verklagt, weil diese ihre beiden Flugabfertigungseinheiten zu einem für die Russen viel zu niedrigen Preis veräußert hatte – Anm. d. Red.) Eine günstige Übereinkunft sowie die Eingliederung der beiden russischen Unternehmen in eine neue Fluggesellschaft könnte die Russen für ihren Verlust entschädigen, erläutert VS. Und natürlich würde auch die Ausstattung der neuen Fluggesellschaft mit Maschinen von Suchoi günstig für das russische Unternehmen sein, denn es habe Probleme beim Absatz des neuen Jets auf einem Weltmarkt, der mit Boeings und Airbussen übersättigt sei, notieren die Analysten von VS.

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