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Rhetorik zum 15. März

17. Mar. 2016

Linke Kommentatoren verurteilen mit scharfen Worten Viktor Orbán für dessen kritische Haltung gegenüber Brüssel, die der Ministerpräsident in seiner Rede anlässlich des ungarischen Nationalfeiertages offenbarte. Hingegen bezeichnen ihre regierungsfreundlichen Kollegen Forderungen als absurd, die der Hauptredner einer wenige Stunden später abgehaltenen Protestkundgebung erhoben hatte.

Róbert Friss charakterisiert die Rede des Ministerpräsidenten vor dem Nationalmuseum als den Versuch, die ungarische Geschichte zur Rechtfertigung seiner immer ausgeprägteren EU-kritischen Haltung heranzuziehen. In Népszava fragt Friss, warum er die Europäische Union denn nicht verlasse, wenn er der Meinung sei, sie werde von von „Rudeln unverbesserlicher Menschenrechtsaktivisten“ aufgefressen.

Die „einzige Festansprache“ anlässlich des Revolutionsjahrestages habe István Pukli abgeliefert, konstatiert Miklós Hargitai in Népszabadság. Der Direktor eines Budapester Gymnasiums habe den Mut aufgebracht, Orbán zu drohen. (Pukli hatte sich an rund 35.000 vor dem Parlamentsgebäude versammelte Demonstranten gewandt und angekündigt, sollten sich der Ministerpräsident sowie Staatschef Áder nicht bis kommenden Mittwoch, den 23. März, „für die vergangenen sechs Jahre“ entschuldigen, werde er für den 30. März einen einstündigen landesweiten wilden Generalstreik ausrufen. Sollte die Regierung nicht ihre „inkompetenten“ Vertreter aus den Verhandlungen mit NGOs über die Beschwerden seitens der Lehrerschaft abziehen, würden längere Streiks folgen, so Pukli – Anm. d. Red.)

In Magyar Hírlap beschreibt der Politologe Bánk Levente Boros die Kundgebung vor dem Parlamentsgebäude als eine chaotische Veranstaltung, bei der es die Redner eher auf einen Skandal als auf eine Verständigung im Bildungsbereich abgesehen hätten. Die Forderung nach einer Entschuldigung durch den Minister- und den Staatspräsidenten ergebe, so der Autor, überhaupt keinen Sinn.

Péter Szikszai versucht es in Magyar Idők mit Sarkasmus. So sei die Forderung nach einer Entschuldigung seitens führender Politiker für praktisch alles, was sie in den vergangenen sechs Jahren getan hätten, absurd. Wenn es das sei, was die revolutionärsten Lehrer unserer Tage für angebracht hielten, dass es mehreren tausend Menschen zum Besten gegeben werde, dann sei er, Szikszai, „froh, während des Kádár-Regimes und nicht heutzutage in die Schule gegangen zu sein“.

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