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LMP-Chef Schiffer zieht sich aus der Tagespolitik zurück

1. Jun. 2016

Ein konservativer Kolumnist vermutet, dass die LMP ohne ihre Ikone nur wenig Chancen habe, bei den 2018 anstehenden Parlamentswahlen die Fünf-Prozent-Hürde zu überspringen. Ein marxistischer Philosoph äußert sich enttäuscht darüber, dass der Vater und Chef der Partei mit dem programmatischen Namen „Lehet más a Politika“ (Politik kann anders sein) seinen Hut nimmt.

In einem Interview mit dem Nachrichtenportal Index verkündete LMP-Gründer András Schiffer seinen Abschied, der sowohl sein Parlamentsmandat als auch den Parteivorsitz betrifft. Schiffer sagte, er wolle sich aus dem tagespolitischen Geschehen zurückziehen und an der Entwicklung theoretischer Grundlagen für grüne und globalisierungskritische Strategien arbeiten. Zugleich betonte der Politiker, dass er weder bei den Parlaments- noch bei den Europa- oder Kommunalwahlen der Jahre 2018 und 2019 kandidieren werde.

András Schiffer habe die Niederlage anerkannt und eingesehen, dass er die unsichtbare Barriere nicht habe durchstoßen und die LMP zu einer stärkeren Partei entwickeln können, kommentiert András Stumpf auf Mandiner. Der konservative Kolumnist erinnert daran, dass Schiffer in privaten Gesprächen nach der Parlamentswahl 2014 Gedanken an einen möglichen Rücktritt bereits angedeutet hatte, da die LMP unter seiner Führung keine starke Basis habe aufbauen können. Laut Stumpf bedeutet der Rückzug Schiffers einen schweren Schlag für die LMP. Ohne ihre Gründer- und Chef-Ikone dürfte die LMP bei den kommenden Parlamentswahlen kaum die Fünf-Prozent-Hürde überspringen, prognostiziert Stumpf.

In Heti Világgazdaság bezeichnet Gáspár Miklós Tamás den Rücktritt Schiffers als traurig und enttäuschend. Der marxistische Philosoph räumt ein, dass er mit der Vision Schiffers nicht komplett übereingestimmt, dennoch aber seine Bemühungen anerkannt habe, die Unabhängigkeit der LMP gegenüber links und rechts aufrechtzuerhalten. Schiffer habe einen konsequent linken und globalisierungskritischen ökonomischen Kurs vertreten, während er zugleich für die Menschenrechte eingetreten sei, notiert Tamás. Schiffer habe sowohl neoliberale Dogmen als auch ethnische Nationalismen abgelehnt und vehement eine Zusammenarbeit mit der gegenwärtigen Mainstream-Linken verweigert, die das Ende der ideologischen und institutionellen Unabhängigkeit der LMP bedeutet hätte. Tamás kommt dann zu einer recht ernüchternden Schlussfolgerung, wenn er schreibt: Der Rückzug Schiffers deute darauf hin, dass für eine Überwindung der sich immer weiter zuspitzenden Polarisierung in Ungarn keinerlei Hoffnung bestehe.

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