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Reaktionen auf das Nizza-Massaker

18. Jul. 2016

Die Kommentatoren sind sich darin einig, dass keine Gesellschaft unserer Zeit gegen terroristische Angriffe gefeit sei. Nur über die ihnen zugrunde liegenden Ursachen gehen die Meinungen weit auseinander.

Dadurch, dass Frankreich in den vergangenen Jahrzehnten eine ungehinderte Einwanderung aus der gesamten Welt zugelassen habe, sei dem Land ein nicht zu handhabendes Problem erwachsen, analysiert Csaba Lukács in Magyar Nemzet. Nun produziere und reproduziere es Massen von frustrierten Arbeitslosen sowie gelangweilte und ihr Land hassende Jugendliche. Der Autor befürchtet, dass aufgrund der jüngsten Immigrationswelle auch dem Rest der europäischen Staaten eine ähnliche Zukunft bevorstehe. Die Flüchtlinge von heute seien die frustrierten Bürger von morgen, erklärt Lukács und diagnostiziert: „Wir befinden uns im Krieg.“ Selbst wenn wir die beste Polizei der Welt hätten und selbst wenn wir einen Anti-Terrorismusagenten an jede Straßenecke stellen könnten, wären wir dennoch nicht in der Lage, alles und jeden zu schützen.

Das Geschehene lasse sich nur schwer erklären, heißt es im Leitartikel auf der Titelseite von Népszabadság. Noch schwerer allerdings falle es Gesellschaften, sich gegen den Terrorismus zu schützen. Die Autoren erkennen an, dass es ein Fehler wäre, die grausamen Verbrechen des Terrorismus mit Religion gleichzusetzen. Dennoch fordern sie islamische Geistliche auf, der Tatsache ins Auge zu sehen, dass unbarmherzige Massenmorde im Namen ihrer Religion verübt würden. „Sie müssen da etwas unternehmen“, fordert Népszabadság und benennt konsequentere Bemühungen um eine Integration von Zuwanderern in unsere Gesellschaften als einen Lösungsweg. Gleichzeitig warnt das Blatt davor, Migranten und Terroristen gleichzusetzen. Das Problem sei, dass wir über keine Instrumente verfügen würden, um eine Wiederholung derartig abscheulicher Taten zu verhindern, notiert die linke Tageszeitung abschließend.

In einer seiner gewohnt leidenschaftlich verfassten Kolumnen für Magyar Hírlap schreibt Zsolt Bayer, dass es dem tunesischen Terroristen zunächst nie hätte gestattet werden dürfen, sich in Frankreich niederzulassen. Beziehungsweise hätte er schon vor langer Zeit ausgewiesen werden sollen. Bayer wirft „Politikern“ vor, eine andere Idee gehabt zu haben: Zunächst das Land dieses Manns zu kolonisieren, sich dann daraus zurückzuziehen und sich später in dessen institutionellen Aufbau einzumischen. Folglich sei es – so Bayer – nunmehr zu spät und nichts könne weitere Terrorattacken verhindern. In einem abschließenden Wutanfall fordert Bayer alle potentiellen Täter auf, aus seinem Blickfeld zu verschwinden, die besagten Politiker mit sich zu nehmen und „auf ewig verflucht zu sein“.

Szabolcs Dull hält den französischen Präsidenten Hollande persönlich für das Geschehene verantwortlich. Damit habe er seine Chancen auf eine Wiederwahl im kommenden Jahr zusätzlich gemindert, schreibt Dull auf Index. Hollande sei persönlich vom Präfekten der Region Französische Riviera gewarnt worden, dass die Polizeipräsenz am Nationalfeiertag nicht ausreiche. Entsprechendes hätte er auch in der Presse lesen können, wäre er nicht von seinem Geheimdienst informiert worden, dass der Islamische Staat Anschläge in französischen und italienischen Badeorten plane. Die vielen tausend in Nizza feiernden Menschen hätten ja nicht ahnen können, dass die Behörden nicht für ihre angemessene Sicherheit sorgen würden. Stattdessen sei einem großen Lastwagen erlaubt worden, in die Menge zu rasen. Ein terroristischer Anschlag helfe in der Regel, die Popularität von Staatschefs zu steigern – vorausgesetzt, mit der Situation werde angemessen umgegangen. In diesem Falle allerdings sollte sich Hollande derlei Hoffnungen nicht hingeben, meint Dull abschließend.

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