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ELTE plant Studiengang in Gender Studies

27. Feb. 2017

Konservative Kommentatoren sind außer sich und kritisieren vehement Pläne der Eötvös-Loránd-Universität (ELTE) zur Einführung eines Studiengangs in Geschlechterforschung. Eine linke Publizistin dagegen wirft den Kritikern des auch als Gender Studies bezeichneten Fachs vor, sie versuchten den Ungarn ihre ideologischen Vorstellungen aufzuzwingen.

Wie die ELTE dieser Tage mitgeteilt hat, soll der Studiengang in Gender Studies im September 2017 an den Start gehen. Sowohl die Christlich Demokratische Partei (KDNP) als auch Parlamentspräsident László Kövér kritisierten das Vorhaben und forderten die Budapester Universität zum Überdenken ihrer Pläne auf.

Dániel Kacsoh findet es bedauerlich, dass eine ungarische Universität die Mode-Ideologie US-amerikanischer Universitäten aufgreift. Nach Ansicht des konservativen Kolumnisten der Tageszeitung Magyar Hírlap konzentrieren sich Gender Studies komplett auf eingebildete Probleme. Das ideologische Hauptziel der gesamten Disziplin bestehe darin, das biologische Geschlecht durch solche künstlichen und politisch korrekten Geschlechterkategorien zu ersetzen, die die progressive Geschlechterideologie widerspiegelten. All dies habe nichts mit der Gleichberechtigung der Geschlechter sowie Bemühungen zu tun, Männer intensiver an Hausarbeit heranzuführen und Frauen auf den Arbeitsmarkt zu lotsen – Anliegen also, derer sich viele Konservative mit Freude annehmen würden, betont Kacsoh. Resümierend empfindet es der Autor als höchst alarmierend, dass die Geschlechterideologie auch in Ungarn auf dem Vormarsch sei.

In Magyar Nemzet verurteilt Róbert Puzsér die Idee eines staatlich finanzierten Studiengangs in Geschlechterforschung. Der in der politischen Mitte angesiedelte und für seine zugespitzten Texte bekannte Kommentator hält Gender Studies für eine doktrinäre Ideologie, die nur wenig mit liberaler Freiheit zu tun habe. Er wirft radikalen Feministinnen vor, sie versuchten der Öffentlichkeit eine „geschlechter-faschistische“ Ideologie aufzuoktroyieren, die Männer als Kriminelle und Frauen als Opfer dämonisiere, anstatt sich für Gleichberechtigung einzusetzen. Es sei höchst brisant, so Puzsér, dass der rechtsorientierte Fidesz, der gewöhnlich eine illiberale Demokratie propagiere, die Einführung eines Studiengangs in Geschlechterforschung an der renommiertesten öffentlichen Universität Ungarns zulasse.

Judit Kósa wiederum bezichtigt die KDNP, sie versuche die akademische Freiheit zu beeinträchtigen. In Népszava weist die linksorientierte Kommentatorin den Vorwurf zurück, wonach es sich bei den Gender Studies um „Gehirnwäsche“ handele. Nicht die Unterstützung der Geschlechtergleichberechtigung zwinge der Gesellschaft eine Ideologie auf, betont Kósa. Vielmehr seien es ihre konservativen und christlichen Kritiker, die den Versuch unternähmen, den Ungarn ihre eigene „rückständige“ gesellschaftspolitische Agenda aufzuzwingen.

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