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Goldener Bär für einen ungarischen Film

21. Feb. 2017

Die führende regierungsnahe Tageszeitung hält den Erfolg von Regisseurin Ildikó Enyedi bei den Berliner Filmfestspielen für ein Anzeichen dafür, dass die öffentliche Filmförderung Ungarns funktioniere. Eine Kommentatorin aus dem linken Spektrum erkennt zwar die Rolle des Staates beim ungarischen Berlinale-Erfolg an, hält jedoch dessen ungeachtet das in Ungarn bestehende Finanzierungssystem für absurd.

Das ungarische Liebesdrama „Körper und Seele“ (Testről és lélekről) von Regisseurin Ildikó Enyedi wurde am vergangenen Wochenende auf dem Berliner Filmfestival als bester Film mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet. Die Produktion des Streifens wurde durch Fördermittel des Ungarischen Nationalen Filmfonds in Höhe von 420 Millionen Forint (zirka 1,3 Millionen Euro) ermöglicht.

Die ungarische Filmproduktion habe sich an der Weltspitze zurückgemeldet, triumphiert Dániel Levente Pál in Magyar Idők. Der der Regierung nahestehende Kommentator verweist darauf, dass sowohl das Werk von Ildikó Enyedi als auch der oscarprämierte Streifen „Son of Saul“ (Regie: László Nemes Jeles) vom Ungarischen Nationalen Filmfonds gefördert wurden. Dies sei ein Beweis dafür, dass es sich beim vom ungarisch-amerikanischen Produzenten Andy Vajna geschaffenen und geleiteten öffentlichen Filmfördersystem des Landes um eine Erfolgsgeschichte handele, konstatiert Pál.

Judit Kósa von Népszava dagegen bezeichnet das öffentliche Filmfördersystem Ungarns als einen Witz. Die linksorientierte Kolumnistin hält es für „absurd und beängstigend“, dass öffentliche Fördergelder durch einen ehemaligen Hollywood-Produzenten vergeben würden sowie Staatsangestellte an der Produktion ungarischer Filme tatkräftig beteiligt seien. Es bleibe ein „Wunder“ und eine seltene Ausnahme, dass der Ungarische Nationale Filmfonds den Streifen von Ildikó Enyedi finanziert habe – ein Film, der eine Subventionierung fürwahr verdient habe, so das Urteil Kósas.

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