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Ministerpräsident Orbán zur „ethnischen Homogenität”

3. Mar. 2017

Liberale Kommentatoren betrachten die Äußerungen des Regierungschefs zur „ethnischen Homogenität“ als Ausdruck einer althergebrachten rassistischen und nationalistischen Denkweise.

In einer Rede vor der Hauptversammlung der Ungarischen Industrie- und Handelskammer trat Ministerpräsident Viktor Orbán am Dienstag dafür ein, dass der ethnische und kulturelle Charakter Ungarns unangetastet bleiben sollte, da weitreichende Veränderung den Wert des Landes schmälern und es ins Chaos stürzen würde. Zwar räumte er eine breit gefächerte Vielfalt in Ungarn ein, fügte aber hinzu, dass sie innerhalb bestimmter europäischer Grenzen gehalten werden sollte. Eine übertriebene ethnische „Vermischung“, so Orbán, beschwöre Probleme herauf und ethnische Homogenität wäre in Zukunft ein Vorteil für Ungarn, den Einwohner multikultureller Gesellschaften für attraktiv halten würden.

In einem wütenden Kommentar auf hvg.hu vergleicht András Hont die Worte des Ministerpräsidenten mit rassistischen Hetzreden der frühen 1940er Jahre. Der Autor geht nicht auf die Äußerung Orbáns ein, wonach angesichts negativer Erscheinungen in multikulturell geprägten Gesellschaften Ungarn besser keine solche werden sollte. Vielmehr bezieht sich Hont auf die Bemerkungen Orbáns über die ethnische Homogenität, wenn er wettert, dass derartige Formulierungen seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr öffentlich in den Mund genommen worden seien. Abschließend bekennt Hont, dass er in den vergangenen Jahrzehnten niemals mit Orbáns Ansichten übereingestimmt habe. Dieses Mal jedoch widerten sie ihn an.
Die Onlineversion von Heti Világgazdaság präsentiert darüber hinaus Facebook-Kommentare von zwei Schriftstellern, die die Worte Orbáns offensichtlich als gegen ethnische Minderheiten gerichtet interpretieren. So erinnerte der in Rumänien geborene Autor György Dragomán am Mittwoch auf Facebook daran, dass die Wendung „homogene rumänische sozialistische Nation“ während seiner eigenen Kindergartenzeit in Mode gekommen sei, „wobei viele tolle Dinge daraus entstanden sind“. Krisztián Nyári wiederum merkte an, dass nach 150-jähriger Herrschaft der Osmanen lediglich zweieinhalb Millionen Menschen in Großungarn gelebt hätten und das Land in den darauf folgenden Jahrhunderten in mehreren Wellen durch Millionen ausländischer Siedler neuerlich bevölkert worden sei.

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