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Angela Merkel: Europa soll sich auf sich besinnen

31. May. 2017

Verschiedene Kommentatoren erörtern die Frage, was ein unabhängigeres und selbstbewussteres Europa – wie es Kanzlerin Merkel vorschwebt – wohl für Ungarn bedeuten würde.

Angela Merkels Äußerung, wonach Europa sein Schicksal in die eigenen Hände nehmen müsse, anstatt sich auf die USA und Großbritannien zu verlassen, markiere einen Wendepunkt in der europäischen Politik, erläutert Tamás Rónay in Népszava. Der linksorientierte Kolumnist macht US-Präsident Donald Trump für die Aufgabe gemeinsamer europäisch-US-amerikanischer Werte verantwortlich, darunter die Klimapolitik. Rónay vermutet, dass Kanzlerin Merkel zu einer immer wichtigeren Akteurin auf der weltpolitischen Bühne avancieren werde. Das dürfte die ungarische Regierung zu einem Überdenken ihrer Haltung gegenüber Deutschland und der EU zwingen, wolle sie Ungarn nicht zu einem im neuen geopolitischen System an den Rand gedrängten Land machen, spekuliert Rónay.

Levente Sitkei von Magyar Idők begrüßt das Eingeständnis der deutschen Kanzlerin, wonach sich Europa beim Erreichen der eigenen Ziele nicht auf die USA und das Vereinigte Königreich verlassen könne. Die EU müsse künftig engere Bindungen zu Russland und China knüpfen, da seine Abhängigkeit von Washington und London lockerer werde, glaubt der Journalist der regierungsnahen Tageszeitung und interpretiert Merkels Äußerung als Anerkennung der Tatsache, dass sich Spitzenpolitiker der Union im Sinne europäischer Interessen der Politik der USA auch einmal widersetzen müssten. Schade nur, so Sitkei, dass Merkel das erst in dieser Woche eingesehen habe. Hätte sie es schon vor einigen Jahren getan, wäre Ungarn von der deutschen Presse möglicherweise nicht für den Schutz seiner Grenzen vor massenhafter illegaler Migration verunglimpft worden.

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