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Eindringen von Momentum-Aktivisten in die Origo-Redaktion weiterhin ein Thema

29. May. 2017

Ein Kommentator des linken Spektrums glaubt, dass der ungewöhnliche „Besuch“ von führenden Momentum-Köpfen in der Redaktion des Onlineportals Origo Ausdruck eines frischen Stils sei, den die Bewegung repräsentiere. Ein konservativer Analyst hingegen sieht in dem Vorgang einen Beleg dafür, dass die Presse zunehmen die Rolle von Oppositionsparteien übernehme.

In 168 Óra widerspricht Ákos Tóth der von den meisten Oppositionsmedien am Momentum-Chef András Fekete-Győr geäußerten Kritik. (Fekete-Győr war in die Redaktionsräume des regierungsnahen Onlineportals Origo eingedrungen und hatte einen dort anwesenden Journalisten zu von ihm über Momentum verbreitete Behauptungen befragt. Die Szene wurde auf Video festgehalten – Anm. d. Red.) „Möchte irgendjemand, dass regierungsnahe Leute in die Redaktionsräume von oppositionellen Webseiten marschieren?“, hatten Kritiker gefragt und Tóth antwortet ihnen, dass ehrliche Journalisten in der Lage wären, ihre Texte zu verteidigen. Und da sich der Momentum-Vorsitzende friedlich verhalten und die Räumlichkeiten verlassen habe, sobald er dazu aufgefordert worden sei, könne er nichts Falsches an seinem Verhalten erkennen, betont Tóth. Was die Kritiker störe, sei die Tatsache, dass Momentum nicht nach den Regeln spiele, die die gegenwärtige Opposition in den Augen der Öffentlichkeit unfähig und inkompetent gemacht hätten. „Sie haben bewiesen, dass es voreilig wäre, sie (die Opposition) abzuschreiben.“

In seinem Leitartikel für Figyelő beschreibt Tamás Lánczi das Phänomen Momentum als einen Beweis dafür, dass die Oppositionspresse auf dem besten Wege sei, die eigentliche Opposition zu werden, der sich die Regierung stellen müsse – und das nicht nur in Ungarn, betont der Autor.
In den Vereinigten Staaten kämpfe Präsident Trump nicht gegen die Demokraten – seinen wirklichen Feind stelle die Mainstream-Presse dar, die darauf erpicht sei, ihn zu vernichten. In Ungarn seien in letzter Zeit beträchtliche Massen gegen die Regierung mobilisiert worden. Doch gehe aus Meinungsumfragen hervor, dass die Oppositionsparteien aufgrund der Turbulenzen nichts gewonnen hätten. Für Lánczi liegen die Gründe dafür in der Haltung der Oppositionspresse, die in ihrer Berichterstattung über Protestdemonstrationen oder Streitfragen wie das Schicksal der Central European University oppositionelle Spitzenpolitiker einfach ignoriert hätten.
Momentum dagegen existiere ausschließlich in der Presse und sei „ein reines Produkt der Medien“ ohne Strukturen innerhalb der Gesellschaft, aber ständig in den Schlagzeilen. Lánczi hält es für einen Missbrauch der den Medien eingeräumten Privilegien, wenn sie sich direkt in den politischen Schlagabtausch einmischten. Politische Parteien müssten sich innerhalb strenger finanzieller Vorgaben bewegen und seien entsprechend verantwortlich – die Medien nicht, beklagt Lánczi. Doch weil sie nicht verantwortlich zu machen seien, sollten sie auch nicht zum Akteur auf politischem Feld werden.

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