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Hundert Jahre Oktoberrevolution – eine Spurensuche

8. Nov. 2017

Kommentatoren ziehen diametral entgegengesetzte Lehren aus der Schreckensgeschichte des Kommunismus. Zwei von ihnen sehen in ihr eine Bestätigung ihrer jeweiligen politischen Positionen.

László Seres kann in der heutigen Welt Hinweise auf ein Überleben des Bolschewismus ausmachen. So wirft er der Regierung auf hvg.hu die Anwendung eines kommunistischen Prinzips vor, als sie obligatorische private Rentenfonds in das öffentliche Finanzsystem umgelenkt habe. Doch sieht Seres den Geist des Bolschewismus auch auf Seiten der Opposition am Werk. Ein Beispiel dafür sei das Versprechen des ehemaligen sozialistischen Spitzenkandidaten László Botka, „den Reichen die Rechnung zu präsentieren“. Der neokonservative Autor verurteilt darüber hinaus die linke Gewohnheit, Che Guevaras Foto auf T-Shirts zu tragen. Dies sei ein Zeichen für die Verherrlichung eines Massenmörders.

Im Gegensatz dazu sieht László Domokos in seinem Leitartikel für Magyar Hírlap die amtierende Regierung als eine Garantie dafür, dass Leninisten in Ungarn ausgedient hätten. Das letzte Aufflackern des Bolschewismus sei das brutale Vorgehen der Polizei gegen friedliche Demonstranten am 50. Jahrestag der Revolution von 1956 in Budapest gewesen, behauptet Domokos. (Ferenc Gyurcsány, zwischen 2004 und 2009 Chef einer linksliberalen Regierung, wurde beschuldigt, am Jahrestag im Oktober 2006 Unruhen zunächst bewusst toleriert und dann die Bereitschaftspolizei gegen friedliche Fidesz-Sympathisanten eingesetzt zu haben – Anm. d. Red.) Seit 2010, als der Fidesz die Macht nach einem erdrutschartigen Wahlsieg übernommen hatte, ist Domokos nach eigenem Bekunden mehr und mehr davon überzeugt, dass 2006 „der letzte Schuss des Panzerkreuzers Aurora abgefeuert wurde“.

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