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Fidesz-Parlamentarier antisemitischer Schmähung bezichtigt

14. Dec. 2017

Linke Kommentatoren interpretieren den „Scherz“ eines Fidesz-Abgeordneten als antisemitisch. Regierungsfreundliche Autoren vertreten dagegen die Ansicht, dass die Vorwürfe übertrieben und zudem politisch motiviert seien.

Der Fidesz-Abgeordnete János Pócs hat auf seiner Fachebookseite ein Foto mit einem getöteten Schwein und einer auf der verkohlten Haut des Tieres zu erkennenden Aufschrift gepostet. Der Text (ungarisch: Ő VOLT A SOROS!!!) ließe sich mit „Er war an der Reihe“ beziehungsweise „Das war Soros“ übersetzen. Pócs kommentierte das Foto mit den Worten: „Ein Schwein weniger. Guten Appetit“. Linke Intellektuelle beschuldigten Pócs daraufhin in einem offenen Brief, er schüre antisemitische Hassgefühle, und forderten ihn zur Aufgabe seines Mandats auf. Pócs wiederum bestreitet, dass sich die Inschrift auf dem Foto und seine Bemerkungen auf George Soros beziehen würden.

Attila Székely bezeichnet die Anschuldigungen aus dem linken Lager als politisch motiviert. Auf Reposzt stuft der rechtsgerichtete Blogger den Witz von Pócs als plump ein, meint jedoch auch, dass der folgende öffentliche Aufruhr übertrieben sei. Székely vermutet, dass ein ganzes Netz Linker die Aktivitäten von Regierungspolitikern überwache, um jeden Fall aufzuspüren, mit dessen Hilfe sie dem Fidesz allerlei böse Machenschaften vorwerfen könnten.

In Ermangelung eines glaubwürdigen Programms ergingen sich die Oppositionsparteien in lächerlichen Kabinettstückchen, um die Regierung zu schwächen, schreibt Gyula T. Máté auf Pesti Srácok. Máté behauptet, auch wenn sich die Aufschrift auf George Soros beziehen sollte, sei die Veröffentlichung des Fotos nichts anderes als ein Witz, der niemanden gefährde.

Die Behauptung von Pócs, er habe nicht die Absicht gehabt, George Soros zu verspotten, sei absurd. In der linksorientierten Tageszeitung Népszava interpretiert György Sebes den Fall als ein Beispiel dafür, dass die Anti-Soros-Kampagne der Regierung tatsächlich Hass stiften könne.

Auch nach Ansicht von Albert Gazda belegt das Foto, dass die Anti-Soros-Kampagne der Regierung alltägliche Diskurse und Wahrnehmungen vergifte. Der gemäßigte Kolumnist der Tageszeitung Magyar Nemzet fügt hinzu, dass der Vorfall alles andere als wichtig sei, er aber dennoch besorgniserregende Tendenzen innerhalb der ungarischen Gesellschaft veranschauliche.

Der Scherzt Pócs’ sei ekelhaft, meint auch András Stumpf. In Heti Válasz vergleicht er sogar das Instrumentarium der regierungsamtlichen Anti-Soros-Kampagne mit dem „von Goebbels genutzten“. Doch so dumm und geschmacklos der Witz von Pócs auch sein möge, er habe nichts mit Antisemitismus zu tun, urteilt der konservative Kolumnist.

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