György Konráds Spekulationen über Orbáns etwaiges Ende
10. Jan. 2018Der liberale Schriftsteller propagiere Gewalt, wenn er ein Zukunftsszenario entwerfe, bei dem sich der ungarische Ministerpräsident zwischen einem Rücktritt und dem Tod zu entscheiden habe. Diese Ansicht vertritt ein der Regierung nahestehender Kommentator. Sein weit links stehendes Gegenüber wiederum meint, Konráds Gleichnis gehe in die Irre, sei aber darüber hinaus auch alles andere als bedrohlich.
In einem Interview mit Heti Világgazdaság hatte György Konrád geäußert, dass die Ungarn die Europäische Union „ihren eigenen Diktatoren“ vorziehen würden. Gleichzeitig spekulierte der 85-jährige liberale Schriftsteller, dass, falls sich entsprechende Tendenzen durchsetzen würden und die Unzufriedenheit zunehmen sollte, „der Ministerpräsident zum Rücktritt und zur Flucht gezwungen werden könnte, sofern er nicht das Schicksal von Nicolae Ceaușescu teilen wolle”.
János Dénes Orbán von Magyar Idők unterstellt Konrád, er habe dem Ministerpräsidenten mit der Hinrichtung gedroht. Es sei absurd, dass die linke Opposition samt Jobbik die Orbán-Regierung mit einer Diktatur vergleiche. Laut dem regierungsnahen Autor ist es ausgesprochen furchteinflößend, dass man sogar zur Gewaltanwendung und „Liquidierung politischer Gegner“ bereit sein könnte, um das wiederherzustellen, was die Opposition als demokratische Herrschaft bezeichne.
András Jámbor dagegen stellt auf Kettős Mérce klar, dass Konrád keineswegs zur Gewalt aufgerufen habe. Gleichzeitig jedoch hält Jámbor den Vergleich von Orbán-Regierung und Ceaușescu-Diktatur für unbegründet, ungeschickt und sogar ausgesprochen dumm. Der profund linke Blogger sieht in den Äußerungen Konráds einen Hinweis darauf, dass sich Linksliberale mit der Pflege von Illusionen beschäftigen würden, anstatt sich der politischen Realität zu stellen und eine glaubwürdige Alternative zur derzeitigen Regierung anzubieten. Allerdings weist Jámbor auch den Vorwurf zurück, Konrád habe Gewalt befürwortet. Ungeachtet der Intentionen Konráds spielten seine gedankenlosen Äußerungen dennoch rechten Propagandisten in die Hände, die sie wiederum zur Verunglimpfung der Opposition ausschlachten könnten, schlussfolgert Jámbor.
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