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Weitere Lehren aus Hódmezővásárhely

28. Feb. 2018

Die Kommentatoren formulieren neue Argumente, um den weit verbreiteten Eindruck zu be- oder widerlegen, dass die Niederlage des Regierungskandidaten bei den Bürgermeisterwahlen in einer der Fidesz-Hochburgen eine deutliche Botschaft nicht zuletzt im Hinblick auf die am 8. April stattfindenden Parlamentswahlen enthalte.

Die Wähler würden von den Oppositionsparteien in „dieser außerordentlichen Situation“ keine speziellen politischen Programme erwarten, schreibt Miklós Hargitai in seiner Kolumne für die linke Tageszeitung Népszava. Ihre einzige Erwartung bestehe vielmehr darin, dass sie einem geschlossenen Auftreten gegen die Kandidaten der amtierenden Regierung nicht im Wege stünden.

Albert Gazda räumt ein, dass es den unterschiedlichen Kräften der Opposition nicht leicht falle, sich zusammenzutun. Das aber sei, so der Leitartikler von Magyar Nemzet, ihre einzige Chance, die Regierung auch auf nationaler Ebene zu besiegen – so wie es ihnen am vergangenen Sonntag in einer Stadt durch die Unterstützung eines unabhängigen Kandidaten gelungen sei. Die Wähler würden in rekordverdächtigen Zahlen an die Urnen schreiten, glaubt Gazda. Der Rest hänge von den Oppositionsparteien ab.

In Magyar Hírlap gibt sich auch Ervin Nagy davon überzeugt, dass die Opposition eine Siegeschance habe. Allerdings bezeichnet er deren mögliche Regierung als eine „Horrorkoalition“. Es fällt dem Kolumnisten schwer, sich vorzustellen, wie diese höchst unterschiedlichen Parteien wohl im Falle ihres Wahlsieges das Land gemeinsam regieren könnten. In einer Nebenbemerkung fordert Nagy alle diejenigen zu einer Entschuldigung auf, die eine vermeintliche Diktatur in Ungarn angeprangert hätten. Immerhin habe ein starker Regierungskandidat in einer Stadt (mit knapp 50.000 Einwohnern – Anm. d. Red.) ungehindert besiegt werden können.

Es sei praktisch unmöglich, das in Hódmezővásárhely Geschehene auf Landesebene zu wiederholen, schreibt im Gegensatz dazu Kristóf Trombitás auf Mandiner. Würden die Oppositionsparteien ihre Kandidaten aus Dutzenden von Wahlkreisen abziehen, würden sie ihre jeweils eigenen Identitäten und Botschaften als belanglos abtun. Das hält Trombitás für unmöglich.

Auch Csaba Fodor, ein Berater der Regierung, hält es für eine Selbsttäuschung, wenn die Opposition die Kommunalwahlen vom vergangenen Sonntag als Modell für den 8. April interpretiere. Auf der Webseite seines Nézőpont-Instituts erinnert Fodor daran, dass die Parlamentswahlen in fast allen Wahlkreisen von konkurrierenden Parteien und nicht von einem unabhängigen Kandidaten bestritten würden. Sämtliche Oppositionsparteien blieben im Rennen. Zudem sei der Urnengang in Hódmezővásárhely von lokalen Angelegenheiten, nicht jedoch von der großen Frage der Masseneinwanderung dominiert worden. Dennoch warnt Fodor die Kandidaten der Regierung, dass es unverantwortlich wäre, würden sie sich zurücklehnen und ihren Sieg für selbstverständlich erachten.

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