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Mazsihisz öffnet sich säkularen Juden

9. Jul. 2018

Der Vorsitzende des Nationalrats der jüdischen Gemeinden in Ungarn (Mazsihisz) plädiert für eine Öffnung in Richtung nicht gläubiger Juden. Andernfalls würde sein Verband Gefahr laufen, von der Bildfläche zu verschwinden.

In einem Kommentar für das Nachrichtenportal Index interpretiert der Mazsihisz-Vorsitzende András Heisler die Ergebnisse einer soziologischen Untersuchung über das ungarische Judentum als „eine letzte Warnung“. Heisler fasst die Untersuchungsergebnisse zusammen und konstatiert, dass die Juden Ungarns kosmopolitisch, urban, offen für ihre Umwelt und immer weniger auf den Holocaust ausgerichtet seien.
Die 2017 durchgeführte und im Juni dieses Jahres in einem umfänglichen Band veröffentlichte Untersuchung charakterisiert die hiesigen Juden als in ihrer großen Mehrheit säkular und politisch linksliberal. Die Autoren schätzen die Zahl der Juden in Ungarn auf 160.000 – darunter auch Personen mit nur einem jüdischen Großelternteil. Sie allesamt empfänden den Antisemitismus als ein beunruhigendes Phänomen, aber fast die Hälfte von ihnen habe noch nie entsprechende Erscheinungsformen persönlich erlebt. Lediglich ein verschwindend geringer Teil der ungarischen Juden habe Erfahrungen mit körperlichen Übergriffen machen müssen.
Nach Angaben Heislers heiraten die meisten Juden in Ungarn Nichtjuden und 73 Prozent von ihnen würden Weihnachten feiern. Nur ein Prozent von ihnen besuchten regelmäßig eine Synagoge. Zehntausende von säkularen Juden seien am Besuch von Gemeinschaften interessiert, in denen sie eine Affinität zu ihrer Abstammung spüren und „ihre Heimat in einer weniger zentralisierten und weniger bürokratisch-religiösen Institution finden können“. Orthodoxe Gemeinden hätten keine Chance, sie zu erreichen, vermutet Heisler. Auf der anderen Seite könnte dies der von ihm vertretenen neologen Bewegung gelingen, falls sie sich säkularen Juden weiter öffnen würde. (Das neologe Judentum stellt eine auf Ungarn begrenzte Erscheinung dar. Es lässt sich zwischen orthodoxem und liberalem Judentum einordnen – Anm. d. Red.)

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