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Mythos des Heiligen Stephan neu bewertet

20. Aug. 2018

Ein der Regierung nahestehender Politikwissenschaftler stellt die etablierte Auffassung in Frage, wonach sich der Gründer des ungarischen Staates mit seinem Übertritt zum römischen Katholizismus für den Westen entschieden habe.

Die üblichen Redner zum Feiertag des Heiligen Stephan lägen falsch, wenn sie den ersten ungarischen König in ihren Festansprachen zum 20. August routinemäßig als eine Person beschreiben würden, der Ungarn bewusst an den Westen herangeführt habe. Das schreibt Tamás Lánczi in einem Leitartikel für das Wochenmagazin Figyelő. In Wirklichkeit habe sich Stephan nie für eine der drei benachbarten Mächte entschieden, also das Deutsch-Römische Reich, Byzanz sowie die Republik Venedig. Er habe die ihm vom Papst zugesandte Krone sowie die päpstlichen Missionare akzeptiert, deren Aufgabe es gewesen sei, heidnische Ungarn zum Christentum zu bekehren. Unterdessen habe er mehrere Familienmitglieder mit Mitgliedern herrschender byzantinischer und venezianischer Familien verheiratet und erkannt, dass Ungarn Verbündete in der Welt benötige. Doch anstatt sich ihnen anzuschließen, habe er sie für das Überleben des souveränen Ungarn interessieren wollen. Seinem Beispiel, so Lánczi weiter, sollten später sämtliche wichtigen Könige Ungarns folgen, die in ihren Bemühungen um Stärkung der ungarischen Souveränität Verbündete gesucht, aber – wenn nötig – die Unabhängigkeit ihres Landes nicht zuletzt gegen westliche Mächte verteidigt hätten. Der Heilige Stephan selbst habe 1030 einen Eroberungsversuch des deutsch-römischen Kaisers Konrad abgewehrt. Lánczi gibt keinen Hinweis darauf, ob sein Leitartikel zum Stephanstag für die heutige Politik relevant sei.

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