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Századvég-Redaktion ausgetauscht

28. Sep. 2018

Ein linksorientierter Kommentator sieht in der Entlassung der Redakteure der konservativen Zeitschrift einen Hinweis auf die schwindende Pressefreiheit in Ungarn. Ein regierungsnaher Kolumnist dagegen argumentiert, dass diejenigen, die der Rechten den Rücken gekehrt hätten, sich nicht als Vertreter der Rechten ausgeben sollten.

Bei Századvég handelt es sich um eine monatlich erscheinende Zeitschrift, die der gleichnamigen regierungsnahen Denkfabrik gehört. Jetzt wurden die Redakteure entlassen und die Druckexemplare sowie die Internetausgabe der jüngsten Nummer aus dem Verkehr gezogen, weil sie zwei Artikel von Regierungskritikern enthielt. Die Monatszeitschrift war 1984 von einer Gruppe von Jurastudenten – darunter auch der heutige Ministerpräsident Viktor Orbán sowie seine angehenden Fidesz-Mitbegründer – aus der Taufe gehoben worden.

In Népszava beschreibt Miklós Hargitay die Gründe für die harsche Reaktion seitens der Eigentümer von Századvég aus seiner Sicht. Demnach hätten die Redakteure Regierungskritiker eingeladen, die Vorgehensweise zu erläutern, mit deren Hilfe die Regierung öffentliche Gelder an ihr „freundlich gesinnte“ Geschäftsleute weiterleite, wodurch der Markt verzerrt werde. Damit haben laut Hargitay die Leute des Ministerpräsidenten unter Beweis gestellt, „wie viel Wahrheit in dessen Feststellung liegt, derzufolge die Presse frei sei, da jeder schreiben könne, was er wolle“.

Auf Pesti Srácok bestreitet Bálint Botond, dass die ungarische Pressefreiheit in Gefahr wäre. Die beiden den Skandal verursachenden Artikel hätten gut und gerne in anderen Medien gepostet oder gedruckt werden können. Századvég jedoch solle kein liberales Sprachrohr sein. Menschen, die diese Ideen vertreten würden, sollten „woanders schreiben und editieren“. Századvég und ähnliche Publikationen sollten die Regierung kritisieren, aber aus konservativer Sicht und ohne liberale Standards als Maßstab anzulegen, notiert Botond.

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