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Streit um den Geschichtslehrplan

29. Nov. 2018

Ein liberaler und ein linker Kolumnist kritisieren mit scharfen Worten den Vorschlag einer konservativen Historikerin, den Geschichtsunterricht zur Stärkung des Nationalgefühls zu nutzen. Ein regierungsfreundlicher Kommentator hingegen begrüßt die Anregung.

Letzte Woche hatte Mária Schmidt einen Geschichtslehrplan gefordert, der zur Stärkung des Nationalstolzes junger Ungarn beitragen sollte. Zur Begründung ihrer Forderung führte die konservative Historikerin an, dass die ungarische Nationalgeschichte eine üppige Ausgangsbasis für die Stärkung von positiver nationaler Identität sowie eines Zugehörigkeitsgefühls bieten würde. Der Geschichtsunterricht sollte modernisiert werden, so die Direktorin der Museums „Haus des Terrors“ in Budapest. Ihrer Ansicht nach sollten junge Landsleute mehr ungarische Geschichte lernen und den „linearen marxistischen“ Ansatz samt der ihm zugrundeliegenden Idee aufgeben, wonach Ungarn historisch betrachtet hinter entwickelteren westlichen Nationen her hinke.

In Heti Világgazdaság wirft Sándor Révész Mária Schmidt vor, den Geschichtsunterricht der Politik unterordnen zu wollen. Der Vorschlag Schmidts ziele darauf ab, jungen Ungarn nationale und mit der politischen Ideologie der Regierung übereinstimmende Mythen zu vermitteln, anstatt sie in die schwierigen und komplexen Zwangslagen der ungarischen und der Weltgeschichte einzuführen, argwöhnt der liberale Kommentator.

György Sebes treibt seinen Spott mit dem Vorschlag von Mária Schmidt. Der linksgerichtete Kolumnist der Tageszeitung Népszava äußert sogar den Verdacht, dass die konservative Historikerin junge Ungarn mit Hilfe von Regierungspropaganda einer Gehirnwäsche unterziehen und die Geschichte dazu nutzen wolle, die nationale Vorherrschaft abzubilden.

In Magyar Idők bezeichnet György Pilhál die oben genannten Anschuldigungen als absurd und stimmt mit Mária Schmidt darin überein, dass sich der Geschichtsunterricht auf die nationale Geschichte konzentrieren sollte, um jungen Ungarn bei der Überwindung weit verbreiteter Minderwertigkeitskomplexe zu helfen. Die Vertrautheit mit der Historie Ungarns werde den Schülern klarmachen, dass die Ungarn anderen Nationen nicht unterlegen seien, argumentiert der regierungsnahe Kommentator.

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