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SZDSZ – Bund der Freien Demokraten – ein später Nachruf

12. Nov. 2018

Anlässlich des 30. Jahrestags der Gründung der ersten liberalen Partei Ungarns nach dem Ende des Kommunismus beton ein ehemaliges SZDSZ-Mitglied, dass die Organisation durchaus eine positive Rolle bei der Etablierung der Demokratie auf den Ruinen des gescheiterten kommunistischen System gespielt habe.

In Magyar Hang rekapituliert Matild Torkos die Gründung des SZDSZ und bezeichnet sie als ein wichtiges Ereignis in der Periode des Regimewechsels. (Torkos hatte sich bereits als junge Journalistin den Freien Demokraten angeschlossen, war aber vor dem Hintergrund des in der Folge geschmiedeten Bündnisses von SZDSZ und postkommunistischer MSZP wieder aus der Partei ausgetreten – Anm. d. Red.)
In ihrem Beitrag stöbert Torkos tief in zeitgenössischen Akten der politischen Polizei, die beweisen, dass das Regime den SZDSZ in der Frühphase der Wende als eine massive Bedrohung angesehen habe. Grund dafür sei das offene Eintreten der Partei für eine Demokratie westlichen Typs und gegen eine Art von reformiertem Sozialismus gewesen.
Die Autorin räumt ein, dass sich die neue Partei jenseits dieser Grundhaltung extrem heterogen präsentiert habe, wobei Sozialdemokraten, Konservative und Linksliberale nur vorübergehend friedlich miteinander umgegangen seien. Der SZDSZ verdanke seine Popularität einerseits der neuen und freien Sprache, derer sich seine führenden Persönlichkeiten bedient hätten, sowie andererseits seiner Vergangenheit. Immerhin sei der Bund der Freien Demokraten die einzige Kraft gewesen, die das kommunistische Regime in seiner Endphase offen herausgefordert habe.
Alles in allem ist Torkos der Ansicht, dass der SZDSZ einer der wichtigsten Faktoren für den Regimewechsel gewesen sei. Obwohl die in späteren Jahren komplett von den Wünschen der Bevölkerung abgekoppelt Politik des Bundes zu einem fortschreitenden Popularitätsverlust und sogar zu einem diskreditierten Liberalismus als solchem geführt habe, dürfte die Geschichte die Partei vielleicht nachsichtiger beurteilen, als es ihre desillusionierten Wähler seinerzeit getan hätten, so die Einschätzung von Torkos.

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