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Demos auch am Sonntag

18. Dec. 2018

Ein linksorientierter Kommentator begrüßt die Demonstrationen gegen die Regierung und ermutigt die Ungarn, weiter auf die Straße zu gehen. Ein regierungsnaher Kolumnist dagegen hält es in Zeiten eines massiven Arbeitskräftemangels für sinnlos, gegen die erhöhte zulässige Überstundenobergrenze zu protestieren.

In einem Kommentar für die Tageszeitung Népszava fordert György B. Nagy die Bevölkerung auf, dem alten Sprichwort zu trotzen, wonach die Ungarn ein „Volk von Schafen“ seien, das sich niemals gegen Ungerechtigkeiten auflehne. Er lobt die parlamentarische Opposition dafür, dass sie bei der Abstimmung über den Gesetzentwurf zur Erhöhung der erlaubten jährlichen Überstundenobergrenze von 250 auf 400 Stunden in der vergangenen Woche eine „Politik der faktischen Quertreiberei“ betrieben habe. Darüber hinaus begrüßt der linksorientierte Autor die wachsende Zahl von Menschen, die täglich gegen die Regierung demonstriert hätten (die Angaben schwanken zwischen 5.000 und 15.000). Das Regime könne nur mittels einer außerhalb des Parlaments gewachsenen Bewegung erschüttert werden, mutmaßt Nagy und fordert die Unzufriedenen auf, „von ihren Sesseln und Küchenhockern aufzustehen“ und auf die Straße zu gehen.

Auf Mandiner äußert sich Gergely Szilvay bestürzt über das erste unverhohlene Auftauchen realer Kommunisten auf den Straßen Budapests, die sich Seite an Seite mit Rechtsextremen und Mainstream-Politikern samt deren Anhängern den Demonstrationen gegen die Regierung angeschlossen hätten. Was die Ursache für die Protestserie angeht, so bezeichnet Szilvay es als absurd, wenn das neue Arbeitsrecht als „Sklavengesetz“ tituliert werde. Immerhin stehe es Arbeitnehmern selbstverständlich frei, sich einen neuen Job ihrer Wahl zu suchen, betont der regierungsnahe Kommentator. Auch weist er das Argument zurück, Überstunden seien zwar von der schriftlichen Zustimmung der Arbeitnehmer abhängig, doch könnten die Arbeitgeber problemlos ihren Willen durchsetzen. Angesichts des aktuellen Arbeitskräftemangels – genau der Grund für das neue Gesetz – sei die Verhandlungsposition der Arbeitnehmer deutlich stärker als gewöhnlich üblich, schlussfolgert Szilvay.

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