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Jobbik verliert jeden dritten Wähler

6. Dec. 2018

Ein regierungsfreundlicher Kommentator vermutet, dass viele Jobbik-Anhänger der ehemals rechtsradikalen Partei den Rücken kehren, weil sie in Richtung liberaler und gemäßigter Positionen abdrifte, die ihr einstiges Profil unkenntlich machen würden.

Der Politikwissenschaftler Tamás Fricz vergleicht den Niedergang von Jobbik mit dem langsamen Absterben der liberalen Partei Ungarns (Bund der Freien Demokraten – SZDSZ). In der regierungsnahen Tageszeitung Magyar Idők erinnert Fricz daran, dass die liberalen Gründer ihre Partei auf einer dezidiert antikommunistischen Plattform errichtet und bei den ersten freien Wahlen 1990 einen starken zweiten Platz belegt hätten. Vier Jahre später hätten sie sich mit der postkommunistischen MSZP verbündet, wodurch der SZDSZ seinen autonomen Charakter verloren habe. Im Jahr 2006 seien sie von der Bildfläche verschwunden.
Fricz erklärt die Ursache für diese Entwicklung damit, dass man Politik nicht als Verbrauchermarkt betrachten sollte, in dem stets immer neue und neue Produkte verkauft werden müssten. In der Politik schätzten die Menschen Beständigkeit und Charakter. Auch der Fidesz habe seinen Kurs vom Liberalismus Anfang der 1990er Jahre hin zum Rechtskonservatismus in den 2000er Jahren verändert, erinnert sich der Politologe.
Die ganze Zeit über sei der Fidesz aber strikt antikommunistisch ausgerichtet geblieben. Ideen und Rhetorik von Jobbik seien für den Fidesz zu radikal gewesen, erklärt der Analyst, doch hätten viele in der Regierungspartei gehofft, dass sich die Partei mit der Zeit zu einem wertvollen Verbündeten entwickeln könnte. Stattdessen habe Jobbik-Chef Vona beschlossen, seine Partei in eine breit aufgestellte Formation der politischen Mitte zu verwandeln, um auf diese Weise eine Mehrheit der ungarischen Wähler anzulocken.
Seit den letzten Wahlen vom Frühjahr dieses Jahres, bei denen sie 19 Prozent der Stimmen habe erringen können, sei Jobbiks Wählerbasis auf nunmehr 13 Prozent geschrumpft. Mehrere prominente Persönlichkeiten hätten mit A mi hazánk (Unser Heimatland) ihre eigene radikale Partei gegründet. Zu diesem Zeitpunkt habe sich Vona vom Parteivorsitz zurückgezogen. Mittlerweile werde Jobbik von zweitklassigen Parlamentsabgeordneten geführt, die sich auch in Zukunft keine Hoffnung auf politische Prominenz machen könnten, analysiert Fricz.

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