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Kulturkampf – ein Schlaglicht zum Jahresende

31. Dec. 2018

Ein regierungsnaher Kommentator fordert die Rechte auf, sie möge ihre politische Macht zur Beendigung der liberalen Vormachtstellung im Bereich der Kultur nutzen. Ein liberaler Publizist macht sich dagegen über Bemühungen der Regierung lustig, die kulturelle Landschaft umzugestalten.

János Dénes Orbán erinnert daran, dass viele nach dem dritten überzeugenden Sieg des Fidesz bei den Parlamentswahlen vom vergangenen April einen Rücktritt des Spitzenpersonals der diskreditierten Opposition erwartet hätten. Dies sei jedoch immer noch nicht geschehen, was Orbán in der regierungsnahen Tageszeitung Magyar Idők als Beweis für die völlige Unfähigkeit der Opposition zur Erneuerung, aber auch als Schande für das Land interpretiert. Infolgedessen sei es an der Regierung, sich um die Etablierung einer glaubwürdigen Opposition zu kümmern. Eine ihrer weiteren wichtigen Aufgaben bestehe in einer Umgestaltung der Kulturlandschaft, so Orbán weiter. Seiner Einschätzung zufolge wird die Kultur nach wie vor von Liberalen dominiert, die ihr kulturelles Kapital nutzen würden, um Krieg gegen das ungarische Geistesleben zu führen und Rechtsintellektuelle zu bedrohen. Sollten die liberalen kulturellen Eliten nicht ersetzt werden, könne die Opposition sie zur Rückeroberung der politische Macht missbrauchen, befürchtet Orbán.

In Heti Világgazdaság verspottet Imre Para-Kovács in einem sarkastischen Kommentar Anregungen rechter Kulturkrieger. Die Ungarn müssten dumm und feige sein, um die liberale Kultur weiter zu konsumieren, schreibt Para-Kovács. Sie könnten nationale nicht von liberalen internationalistischen Kulturgütern unterscheiden. Auch seien sie sich nicht bewusst, dass ihre vermeintlich unschuldige Entscheidung, sich mit liberalen und linken Künstlern zu befassen, auf Verrat hinauslaufe, konstatiert Para-Kovács und schlägt abließend vor: Die Regierung müsse wachsamer und proaktiver sein, um dem Volk einzubläuen, dass es beim Genießen von Kultur dem nationalen Interesse zu folgen habe. Eine Möglichkeit, dies zu erreichen, bestehe in der Aufforderung an die Ungarn, sie mögen doch solche Familienmitglieder, Kollegen und Lehrer beschatten, die nicht die richtigen und national erwünschten Künstlern bevorzugen würden.

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