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Streik bei Audi Hungaria

30. Jan. 2019

Am fünften Tag eines Streiks von Beschäftigten des Audi-Motorenwerks in Győr weist ein Wirtschaftsnachrichtenportal darauf hin, dass die Arbeiter des deutschen Automobilkonzerns zu den am besten bezahlten in Ungarn gehören würden. Ein regierungsnaher Kolumnist wiederum lobt die Unabhängige Audi Hungaria Gewerkschaft für ihre entschlossene Haltung bei der Verteidigung von Arbeitnehmerinteressen.

Ein Großteil der über 15.000 Audi-Mitarbeiter befindet sich jetzt knapp eine Woche im Ausstand. In dem Arbeitskampf geht es um Lohnerhöhungen, wobei das Management statt der geforderten 18-prozentigen Anhebung bisher lediglich ein Plus von durchschnittlich acht Prozent angeboten hat. Die Anzahl der streikenden Arbeitnehmer hat von Tag zu Tag zugenommen, obwohl sie für den Streikzeitraum nicht bezahlt werden. Immerhin erhalten sie Entschädigungen aus Gewerkschaftsreserven. Der Streik soll bis Donnerstag fortgesetzt werden. Unterdessen wurden die Fertigungsbänder am Heimatstandort in Ingolstadt bis Mittwoch gestoppt, weil die aus Győr gelieferten Motoren für die Montage verschiedener Audi-Typen unerlässlich sind.

István Madár vom Onlineportal Portfolio geht davon aus, dass der Streik der ungarischen Regierung Kopfzerbrechen bereiten dürfte, denn Audi produziere zwischen einem und 1,5 Prozent des ungarischen BIP. Ungarn werde sein Wirtschaftsmodell, das ausländische Investitionen mit Hilfe von relativ niedrigen Löhnen ins Land hole, schrittweise ändern müssen, denn der zunehmende Mangel an qualifizierten Arbeitskräften erfordere ein Konzept, das auf Produktivität und Innovation basiere, notiert der Wirtschaftsanalyst und fährt fort: Der zunehmende Druck der Gewerkschaften sowie aufgrund des Arbeitskräftemangels selbst könnte Audi zu einem Überdenken seiner Ungarn-Strategie veranlassen. Infolgedessen ist Madár überzeugt, dass sich die ungarische Regierung angesichts dieser Aussichten ernsthafte Sorgen machen müsse.

In Magyar Hírlap begrüßt Sándor Faggyas den Streik und argumentiert, dass die Beschäftigten im Audi-Werk Győr nicht nur einen Bruchteil dessen erhielten, was ihre deutschen Kollegen für den gleichen Job bekommen würden. Vielmehr verdienten sie noch weniger Geld als ihre slowakischen Kollegen. Der Kolumnist bezeichnet ihre Initiative als einen „echten Streik“ und stellt sie den politisch motivierten Demonstrationen gegenüber, die von linken Gewerkschaften und Oppositionsparteien in den letzten Wochen gegen die Anhebung der Überstundenobergrenze von 250 auf 400 Stunden pro Jahr organisiert wurden. Faggyas rät diesen Gewerkschaften, sie mögen sich auf die Verteidigung der tatsächlichen Arbeitnehmerinteressen zurückbesinnen.

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