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Debatte um die Ungarische Akademie der Wissenschaften hält an

22. Feb. 2019

Zwei Wissenschaftler der Ungarischen Akademie der Wissenschaften bieten diametral entgegengesetzte Sichtweisen auf den Plan der Regierung zur Umstrukturierung öffentlicher Forschungseinrichtungen. Beide werfen ihren jeweiligen Gegnern politische Beweggründe sowie ideologische Befangenheit vor.

In Magyar Nemzet weist András Körösényi die Meinung der Regierung zurück, wonach die Forschungszentren der Ungarischen Akademie der Wissenschaften (MTA) staatlichen Behörden unterstellt werden müssten. Der Politikwissenschaftler – selbst einstmals Leiter des Instituts für Politikwissenschaft der MTA – weist darauf hin, dass der zuständige Minister Palkovics die Innovationsbemühungen auch mit Hilfe der durch sein eigenes Haus überwachten 1.400 Milliarden Forint (ca. 4,75 Mrd. Euro) verstärken könnte, und zwar ohne die zusätzlichen 40 Milliarden (126 Mio. Euro), die er von der MTA übernehmen wolle. Die Akademie sei erst 2012 umstrukturiert worden und agiere seither sowohl bei der Beantragung internationaler Forschungsmittel als auch hinsichtlich ihrer Publikationstätigkeit erfolgreicher. Körösényi empfiehlt, dass die Regierung besser mehr für Grundlagenforschung und Universitäten aufwenden sollte, als den Betrieb der MTA – des ungarischen „Nationaljuwels“ – zu zentralisieren. Andernfalls werde Ungarn tatsächlich zu einem Land ungebildeter Fließbandarbeiter, wie von den Kritikern der Regierung befürchtet, notiert Körösényi abschließend.

In einer direkten Erwiderung wirft László Csaba Szarka, ehemaliger Direktor des Forschungszentrums für Astronomie und Geowissenschaften an der MTA, den Kritikern der geplanten Reformen ideologische Voreingenommenheit vor. Szarka weist darauf hin, dass es sich bei der Ungarischen Akademie der Wissenschaften tatsächlich um zwei Institutionen handele. Das wichtigste Anliegen der Regierung bestehe darin, das aus 17.000 Forschern bestehende MTA-Präsidium und das Netzwerk von Forschungszentren klar voneinander zu trennen, um auf diese Weise die Forschungstätigkeit effizienter zu gestalten. Szarka wirft den Kritikern der Regierung die Anwendung der radikal linken Methoden von Saul Alinsky vor. In einer Randbemerkung konstatiert Szarka, dass die politischen Ansichten von Wissenschaftlern keine Rolle bei der Organisation der Forschungsförderung spielen sollten. Doch aufgrund des derzeit stark polarisierten öffentlichen Lebens in Europa müssten auch Wissenschaftler eine klare Position zu politischen Fragen beziehen. Diejenigen MTA-Forschungszentren, die „hardcore-globalistische Werte unter dem Deckmantel der objektiven Wissenschaft propagieren“, können nach Ansicht Szarkas kaum in einer nationalen öffentlichen Institution tätig sein.

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