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Lässt sich Homosexualität „heilen“?

4. Feb. 2019

Ein christlich-liberaler Publizist bezeichnet es als widerlich, wenn regierungsnahe Intellektuelle öffentlich eine Therapie zur Umwandlung von Homosexuellen als potenziell wünschenswerte „Behandlung“ bezeichnen würden. Ein konservativer Jurist wiederum beschuldigt Liberale, sie würden Homosexualität in den Bereich der Normalität rücken und Männlichkeit kriminalisieren wollen.

Im Januar diskutierten konservative Intellektuelle und Geistliche in einer Talkshow des öffentlich-rechtlichen Fernsehsenders M1 über „Umwandlungstherapien“ für Schwule. Die Teilnehmer der Gesprächsrunde verwiesen auf Aussagen ehemals Homosexueller und legten nahe, dass Homosexualität „geheilt“ werden könne. Sie fügten hinzu, dass an einer solchen Umwandlung interessierte Schwule und Lesben die Möglichkeit erhalten sollten, sich freiwillig einer entsprechenden „Behandlung“ zu unterziehen.

Ekelerregend, dass konservative Intellektuelle im öffentlich-rechtlichen (regierungsnahen) Fernsehen ernsthaft über Therapien zur Umwandlung Homosexueller diskutieren würden, befindet György Balavány in Heti Világgazdaság. Der christlich-liberale Publizist räumt ein, dass er selbst in der Vergangenheit an solche Theorien geglaubt habe. Allerdings weist er sie nunmehr als unwissenschaftlich und politisch gefährlich ab. Laut Balavány existieren stichhaltige Fakten, denen zufolge die sexuelle Orientierung nicht willentlich angenommen sei und auch nicht verändert werden könne. Dementsprechend hält Balavány Bemühungen einer Umorientierung für sinnlos und fügt hinzu, dass Homosexualität auch nicht ansteckend sei und in keiner Weise eine öffentliche Bedrohung darstelle. Er bemerkt weiterhin, dass es aus christlicher Sicht absurd sei, etwas als „Sünde“ zu bezeichnen, was der Autor „von Natur aus gegeben“ bezeichnet. Die Behauptung, bei der Homosexualität handele es sich um eine Krankheit, die „behandelt“ werden sollte, sei gefährlich und könne homophobe Vorurteile sowie die Diskriminierung von Schwulen verstärken, so das Fazit des Autors.

Im Wochenmagazin Magyar Demokrata äußert Miklós Szánthó die Befürchtung, dass liberale Ideologien „unsere Lebensweise“ bedrohen würden. Der konservative Anwalt, der als Direktor des regierungsnahen Instituts „Zentrum für Grundrechte“ tätig ist, behauptet, die Bemühungen einer Normalisierung der Homosexualität „unter dem Deckmantel der Wissenschaft“ sowie „der Feminisierung der Männlichkeit“ seien Teil des ideologischen Krieges der Liberalen gegen „die natürlich Ordnung”, in der „Gott alles seinen Platz zugewiesen hat“. Szánthó wirft „ungeschminkt die Männlichkeit kriminalisierenden” Liberalen den Versuch vor, die „natürlichen Tugenden“ mit der Behauptung neu definieren zu wollen, alles sei sozial konstruiert und eine Frage der Sozialisation, einschließlich der sexuellen Orientierung und der Geschlechterrollen im Allgemeinen.

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