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Gespräche über die Reform des akademischen Lebens festgefahren

4. Mar. 2019

Die Akademie der Wissenschaften (MTA) lehnt den Plan der Regierung zur Reform der wissenschaftlichen Forschung in Ungarn weiterhin ab. Allerdings werden ihre Gegenvorschläge von der Regierung ebenfalls zurückgewiesen. Angesichts dieses Patts vertritt ein regierungsfreundlicher Autor die Auffassung, dass die Regierung einen politischen Systemwechsel innerhalb wissenschaftlicher Institutionen durchführen sollte. Ein liberaler Autor wiederum hält eine rationale Reform für möglich.

In Demokrata wirft Balázs Ágoston der Akademie der Wissenschaften vor, sie sei stark politisiert und agiere parteiisch, während sie sich selbst als unparteiisch und professionell dünke. Der Kolumnist erinnert daran, dass Akademiepräsident László Lovász die Haltung der Regierung zur Central European University von George Soros zurückgewiesen habe. Nach Ansicht des Mathematikers könne Einwanderung nicht kategorisch abgelehnt werden. Und Lovász bezeichne den „Geschlechterwahn als ernste Wissenschaft“. Ágoston präsentiert auch eine Liste von Themen, die am Institut für Soziologie der MTA untersucht wurden, darunter LBTQ und HIV, um aufzuzeigen, dass die Forschung dort stark von identitärer Ideologie durchdrungen sei. Eine christlich-demokratische Regierung habe das Recht und sogar die Pflicht zu entscheiden, welche Art von Forschung sie finanzieren wolle – so die Schlussfolgerung des regierungsnahen Autors.

István Elek, außerordentlicher Professor für Kartografie, hält lediglich den Vorschlag der Regierung, die wissenschaftlichen Forschungsinstitute von der MTA zu trennen, für annehmbar, falls das Forschungspersonal in die Universitäten integriert werden sollte. Die ungarischen Universitäten seien in der Tat unterfinanziert und ihr akademisches Personal überlastet, notiert Elek in Magyar Narancs. Der durchschnittliche Hochschullehrer könne sich nur zwei Stunden täglich seinen Forschungen widmen, während die Mitarbeiter der Forschungseinrichtungen in Vollzeit arbeiten würden. Ein gerechteres System würde sowohl der Forschung als auch der Hochschulbildung zugute kommen, glaubt Elek. „Lasst uns naiv sein“, fordert der Kartograf und äußert sich optimistisch, dass die Entscheidungsträger die Anomalien des Systems erkannt hätten und beabsichtigen würden, sie zu korrigieren. Er skizziert drei Optionen: Die Dinge in ihrem aktuellen Zustand belassen, die Akademie jedoch sich selbst reformieren lassen; den Forschungshaushalt für alle Einzelpersonen und Forschungsgemeinschaften öffnen und sie zur Einreichung ihrer Anträge auffordern. Eleks bevorzugte Option wäre jedoch die Zusammenführung der Forschungsinstitute mit den Universitäten.

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