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Bernard-Henri Lévy trifft Viktor Orbán

12. Apr. 2019

Nach einem zweistündigen Treffen mit dem ungarischen Ministerpräsidenten lassen verschiedene Medien den berühmten französischen Philosophen ausführlich zu Wort kommen. Drei von ihnen kritisieren Bernard-Henri Lévy ausdrücklich, der seinerseits ein vehementer Kritiker Viktor Orbáns ist.

Medien zitieren Lévy mit der Bemerkung, Orbán habe sein früheres Selbst getötet und arbeite gegenwärtig am Aufbau eines „neokommunistischen und autokratischen Regimes“. Auch Népszava lässt den Franzosen zu Wort kommen. In dem angeführten Zitat bestreitet Lévy die Behauptung, Orbán kontrolliere eine gesamteuropäische Bewegung von Populisten. Vielmehr halte er den ungarischen Regierungschef für den charismatischsten der „populistischen“ Spitzenpolitiker. Er sei aufrichtig von dem überzeugt, was er zum Illiberalismus oder über den – vermeintlichen – Schaden zu sagen habe, den George Soros Ungarn zufügen könnte.

In einem Interview mit dem Fernsehsender RTL Klub erklärte Lévy, der ungarische Ministerpräsident sei „ein Autokrat, aber kein Faschist“. Auch nannte er Ungarn „ein freies Land, aber keine Demokratie“.

Der regierungskritische Aktivist Márton Gulyás geht Lévy auf Mérce heftig an. Dieser habe sich friedlich mit Orbán getroffen, anstatt sich lautstark für das Schicksal der Akademie der Wissenschaften einzusetzen, die Gulyás als eine von der Regierung angegriffene Institution bezeichnet. Lévy sei eine erbärmliche Berühmtheit, die sich nur um ihr eigenes öffentliches Image kümmern würde.

Auf Azonnali nennt Gábor Kardos Lévys Auftreten „ein Stück pornografischer Demokratie“. Der berühmte Franzose habe sich an die Peripherie des Reiches begeben, um den Ungarn die Wahrheit zu sagen. Es sei beschämend, dass die ungarische Opposition ihn begrüßt habe, als wäre er ihr Erlöser. Tatsächlich, so Kardos, habe der Franzose das Spiel Viktor Orbáns gespielt, denn mit dem Empfang Lévys habe sich der ungarische Ministerpräsident als überaus tolerant darstellen können.

Auf Pesti Srácok fragt Gergő Szabó, warum Bernard-Henri Lévy wohl die Bewunderung von Linksliberalen in Ungarn verdiene. Der einzige für ihn nachvollziehbare Grund sei die Tatsache, dass der liberale Philosoph den ungarischen Regierungschef, der ihn gerade noch empfangen und der zwei Stunden lang mit ihm gesprochen habe, scharf attackiere.

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