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Ungarns „afroamerikanische“ Opernsänger

11. Apr. 2019

Ein liberaler Kommentator hält die Aktion von 15 Opernsängern, sich selbst als Afroamerikaner auszugeben, für einigermaßen originell. Den Künstlern geht es dabei um die Möglichkeit, „Porgy and Bess” aufzuführen.

Der Direktor der Ungarischen Staatsoper hat die kaukasische Besetzung seiner „Porgy and Bess”-Produktion aufgefordert, sich selbst als Afroamerikaner auszugeben, da im Nachlass des Komponisten George Gershwin verfügt wird, dass die Besetzung des Stückes afroamerikanischer Herkunft sein müsse. 15 von 25 Sängern unterschrieben eine Erklärung, wonach „afroamerikanische Abstammung und Bewusstsein“ ein „untrennbarer Teil“ ihrer Identität seien. Direktor Szilveszter Ókovács erklärte, dass Ungarn die Rasse von Individuen nicht erfasse und man die Erklärung daher unbesehen zu glauben habe.

Im Sender Klubrádió hat Sándor Szénási ironisch die Frage in den Raum gestellt: Würden sich die Sänger das nächste Mal als Abkömmlinge uralter großmongolischer Stämme identifizieren, wenn sie Puccinis „Madame Butterfly“ aufführen? Der Redakteur macht sich darüber lustig, dass solche absurden Behauptungen ernst genommen werden sollen. Stattdessen bezeichnet Szénási das Aufführungsverbot von „Porgy and Bess“ für Nicht-Afroamerikaner als geradewegs „dumm“. Der Gedanke, das Verbot zu umgehen, indem man für sich eine afroamerikanische Identität proklamiere, „ist so geistreich wie das Verbot dumm ist“. Sobald das Stück aus dem Repertoire genommen werde, würden die Sänger wundersamerweise ihre afroamerikanischen Wurzel vergessen, sagt Szénási abschließend voraus.

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