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Eskalieren religiöse Anfeindungen?

6. May. 2019

In der führenden linksliberalen Wochenzeitung vergleicht ein Imam die ungarische Regierung mit den Taliban. Kolumnisten einer regierungsnahen Wochenzeitung wiederum fürchten den Ausbruch eines „Weltkriegs der Religionen“ und sehen das Christentum in Gefahr.

In Heti Világgazdaság mutmaßt Imam József Bordás, dass die gegen Muslime gerichtete Rhetorik der ungarischen Regierung nicht nur deren Interessen schade, sondern langfristig auch die christlichen Kirchen schwächen werde. Bordás wirft der Regierung vor, sie missbrauche die Religion für politische Zwecke und nutze das Christentum zur Steigerung ihrer Popularitätswerte, wobei gleichzeitig Hass gegen Muslime geschürt werde. Das Ergebnis: „Muslime sind die neuen Juden.“ Der muslimische Theologe versteigt sich gar zu einem Vergleich von ungarischer Regierung mit den Taliban in Afghanistan und behauptet, die Regierung bezeichne politische Gegner als religiöse „Deserteure“. Langfristig würden das „illiberale Schüren von Hassgefühlen“ seitens der Regierenden sowie die Instrumentalisierung des Christentums zu politischen Zwecken die Christen ihrer Religion abspenstig machen. Viele von ihnen könnten sich dem Islam zuwenden, spekuliert Bordás. In einer Randbemerkung betont der Imam, dass er nicht aktiv missionieren wolle, da „der Untergang des Christentums Hassgefühle schüren und die Sicherheit Ungarns untergraben könnte“. Abschließend fordert er Christen und Muslime zur Unterstützung von Parteien auf, die Religion nicht als politische Waffe einsetzen würden.

Magyar Demokrata-Chefredakteur András Bencsik sendet vor der Eskalation religiös motivierten Hasses einen Weckruf an die Christen. Der regierungsfreundliche Publizist erinnert an Fälle muslimischer Gewalt gegen Christen innerhalb und außerhalb Europas und äußert die Befürchtung, dass die religiöse Gewaltspirale zwischen Christen und Muslimen bald in einem „religiösen Weltkrieg“ münden könnte. Er wirft der Bundesregierung in Berlin vor, das Christentum durch die Schließung katholischer Kirchen zu schwächen. Die Bereitschaft der Europäer, muslimische Migranten zu akzeptieren und aufzunehmen, würde die Muslime noch aggressiver und anmaßender machen. All dies, so Bencsik abschließend, könnte zu einem groß angelegten religiösen Blutvergießen führen.

In derselben Wochenzeitung behauptet László Szentesi Zöldi, dass der Multikulturalismus den gewalttätigen muslimischen Fundamentalisten in die Hände spiele. Der Islam könne lediglich im Nahen Osten friedlich funktionieren – also da, wo er entstanden sei und „wo keine Religionen existiert, die ihm seine Stellung streitig machen würde“. Szentesi Zöldi stellt muslimische Terroristen anderen Terrorgruppen mit politischen Motiven gegenüber und macht geltend, dass muslimische Radikale keine konkreten Ziele verfolgen sowie Gewalt zur Erzeugung von Angst einsetzten und dabei oftmals auch Muslime töten würden. Deshalb sei es unmöglich, mit Islamisten Frieden zu schließen, konstatiert Szentesi Zöldi. Der Frieden in Europa könne nur verteidigt werden, wenn Multikulturalismus samt Vermischung von Religionen vermieden würden und „die Menschen erkennen, wer ihre Feinde sind“.

Auf Mandiner kritisiert Gergely Szilvay liberale Politiker. Sie würden nämlich die Notwendigkeit von Solidaritätsbezeugungen gegenüber den christlichen Opfern der Terroranschläge in Sri Lanka nicht anerkennen. (Anett Bősz, Parlamentsabgeordnete der Liberalen Partei, hatte der Regierung „eine historische Sünde“ zur Last gelegt. Ihre Begrünung: Die Regierung habe unter Verweis auf die Terroranschläge in Sri Lanka behauptet, Christen würden verfolgt – Anm. d. Red.)
Die Unterstellung, Solidaritätsbekundungen mit irgend einer beliebigen unter Verfolgung leidenden Gruppe würden jemanden verletzen, hält Szilvay für absurd. Der konservative Kommentator betont, dass wir unser Mitgefühl mit Muslimen, Buddhisten und allen anderen, die von Gewalt oder Naturkatastrophen betroffen seien, natürlich zum Ausdruck bringen sollten. Auch Liberale würden ihre Solidarität mit leidgeprüften Minderheiten zum Ausdruck bringen – es sei denn, es handele sich um Christen. Es sei doch normal, dass wir von noch stärkeren Gefühlen ergriffen würden, wenn jenseits der Grenzen Ungarns lebende Landsleute oder Christen litten, notiert Szilvay.

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