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CEO von MOL in Zagreb verurteilt

1. Jan. 2020

Ein unabhängiger konservativer Enthüllungsjournalist wirft der kroatischen Justiz vor, sie habe den CEO des ungarischen Öl- und Gasmultis auf der Grundlage fingierter Anschuldigungen verurteilt.

Am Montag hat ein Gericht in Zagreb den ehemaligen Ministerpräsidenten Ivo Sanader zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt. Laut dem erstinstanzlichen Urteil soll Sanader vom MOL-CEO Zsolt Hernádi bestochen worden sein, um die Führung der nationalen kroatischen Ölgesellschaft INA auf MOL zu übertragen. Der ungarische Energiekonzern hatte zuvor knapp die Hälfte der INA-Aktien erworben. Hernádi war bereits in Abwesenheit zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt worden. Das kroatische Verfassungsgericht hatte eine früher verhängte ähnliche Strafe als unbegründet kassiert und das von der Regierung in Zagreb angerufene Internationale Schiedsgericht die kroatischen Vorwürfe gegen den MOL-Geschäftsführer einstimmig zurückgewiesen.

András Bódis von Válasz hat den Fall seit seinen Anfängen vor zehn Jahren verfolgt und 2011 einen ausführlichen Artikel dazu verfasst. Demnach sei das angeblich für Sanader bestimmte Geld aus russischen Quellen zu einer Zeit geflossen, als der russische Gasgigant Gazprom MOL in seiner Funktion als Betreiber von INA habe ersetzen wollen. Bódis bekräftigt jetzt seine vor acht Jahren veröffentlichten Erkenntnisse und fasst die jüngsten Reaktionen auf den Fall zusammen. Dabei schließt er nicht aus, „dass bei der Abwicklung von Geschäften zwischen großen internationalen Unternehmen durchaus Bestechungsgelder gezahlt werden dürften“. Allerdings könne er keine Belege für den Vorwurf vorlegen, wonach die von einem russischen Ölmagnaten an einen kroatischen Geschäftsmann überwiesenen fünf Millionen Dollar für Ministerpräsident Sanader gedacht waren. Das Geld habe den damaligen Ministerpräsidenten nie erreicht und sei sechs Monate nach der vollzogenen Übernahme der INA-Betriebsrechte durch MOL überwiesen worden, schreibt Bódis und verweist darauf, dass gegen den kroatischen Geschäftsmann wegen einer Reihe von Verfehlungen ermittelt worden sei. Dessen Aussage gegen den MOL-CEO könnte Teil einer Abmachung gewesen sein. Immerhin sei er nach seiner Vernehmung tatsächlich 2011 aus dem Gefängnis entlassen worden. Leider belege der Fall, dass „innerhalb der Europäischen Union ein Mitgliedsland existieren kann, in dem Urteile ohne Vorlage von Beweisen gefällt werden”, resümiert Bódis.

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