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15. März im Schatten des Coronavirus

17. Mar. 2020

Ein regierungsnaher und ein liberaler Kommentator rufen unisono zu nationaler Geschlossenheit und Solidarität auf – und beschuldigen das jeweils andere politische Lager, Vertrauen zu untergraben.

György Pilhál von Magyar Nemzet hofft im Einklang mit der Regierung, dass die Coronavirus-Epidemie die Einheit Ungarns festigen werde. Die Nation sei sowohl vor der 1848er Revolution als auch unter dem kommunistischen Regime aufgrund von Krisen und Unterdrückungsmaßnahmen gestärkt worden. Pilhál weist Vorwürfe von Oppositionspolitikern zurück, wonach die Regierung die Coronavirus-Gefahr zur Beschneidung von Freiheit und Demokratie missbrauchen könnte. Die seitens der Revolutionäre von 1848 befürwortete nationale Einheit sei beim Kampf gegen die Pandemie jetzt wichtiger denn je, mahnt Pilhál.

In Heti Világgazdaság stimmt Árpád W. Tóta zu, dass in Notzeiten Einheit und Vertrauen entscheidende Faktoren seien. Allerdings werde es die ungarische Regierung schwer haben, die Menschen von der Notwendigkeit der Zusammenarbeit zu überzeugen, meint der liberale Kommentator. Immerhin, so seine Behauptung, habe die Regierung bislang überhaupt nicht mit jemandem außerhalb ihres eigenen Lagers kooperiert. Als jüngstes Beispiel verweist er auf Regierungssprecher Zoltán Kovács, der auf einer Pressekonferenz am Sonntag nicht habe angeben können, nach welcher Vorschrift Innenminister Sándor Pintér nach seinem Handschlag mit dem marokkanischen Verkehrs- und Logistikminister auf Coronaviren getestet werde, obwohl doch keiner von beiden irgendwelche Symptome aufweise.
Tóta wirft der Regierung vor, mit zweierlei Maß zu messen, wenn einerseits Minister Pintér getestet, hingegen sich um Corona-Patienten kümmernden Ärzten und Krankenschwestern nicht die gleiche Aufmerksamkeit zuteil werde. Er geht sogar so weit, Regierungssprecher Kovács mit „einem größer werdenden Urinfleck auf der Hose der Regierung“ und „einem Idioten“ zu vergleichen, der durch unprofessionelles Kommunizieren das soziale Vertrauen untergrabe.

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