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Trianon-Geste der Slowakei

6. Jun. 2020

Ein angesehener Kommentator begrüßt die wohlwollende Geste des neuen slowakischen Ministerpräsidenten gegenüber der magyarischen Minderheit seines Landes. Anlass war der hundertste Jahrestag der Unterzeichnung des Friedensvertrags von Trianon.

In Erinnerung an die Unterzeichnung des Friedensvertrags von Trianon am 4. Juni 1920 lud Igor Matovič 100 Persönlichkeiten der magyarischen Bevölkerungsgruppe auf die Burg von Bratislava ein. (Unter anderem hatte das Abkommen bestimmt, dass Nordungarn an den neu gebildeten Staat Tschechoslowakei abzutreten sei.) Der slowakische Regierungschef begrüßte seine Gäste auf Ungarisch und drückte sein Verständnis dafür aus, dass der Jahrestag für die Ungarn eine andere Bedeutung habe als für die Slowaken. Matovič versprach, Klagen der magyarischen Minderheit stets Gehör zu schenken. Bei einem Treffen mit seinem slowakischen Amtskollegen würdigte der ungarische Außenminister Péter Szijjártó die Geste von Matovič und lud ihn im Namen von Ministerpräsident Viktor Orbán zu einem Besuch Ungarns ein.

In einem Leitartikel für Magyar Hang bezeichnet Szabolcs Szerető die Rede von Igor Matovič als die innovativste Geste, die es im Rahmen sämtlicher Gedenkfeiern von Politikern anlässlich des hundertjährigen Trianon-Jahrestages gegeben habe. Unter normalen Umständen würde sein Auftritt einfach als natürlich angesehen werden, doch im Kontext der Geschichte Mittel- und Osteuropas sei eine solche Normalität nichts weniger als revolutionär. Den vom Ministerpräsidenten angeschlagenen warmen Ton bei der Erwähnung der gemeinsamen Vergangenheit beider Völker sowie seine Wertschätzung großer magyarischer Künstler und Wissenschaftler, auf die auch die Slowaken stolz seien, nennt Szerető beispiellos.
Allerdings habe Admiral Horthy, als die Ostslowakei 1938 Teil Ungarns geworden sei, die ethnischen Slowaken ebenfalls in ihrer Muttersprache begrüßt und ihnen Gleichbehandlung versprochen, was dann von seinen Behörden während der Kriegsjahre jedoch nicht umgesetzt worden sei – mit katastrophalem Ergebnis, erinnert Szerető: Die ethnischen Ungarn seien kollektiv als am Krieg schuldig gebrandmarkt und massenweise aus der Slowakei vertrieben worden. Diesmal werde es sicherlich ganz anders kommen, so das Fazit Szeretős.

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