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US-Turbulenzen durch die linke Brille betrachtet

17. Jun. 2020

Nach Ansicht eines linksorientierten Soziologen verfügt das am stärksten vernachlässigte Element der ungarischen Gesellschaft – genau wie die entmachteten Schwarzen in den USA – über reichlich Gründe, um sich aufzulehnen. Und der Tag könnte tatsächlich kommen, an dem sie es auch tun werden.

Der altgediente Soziologe Pál Tamás pflichtet den Unterstützern der US-Revolte bei, wenn sie behaupten, dass trotz aller Fortschritte in den letzten 60 Jahren die Afroamerikaner nach wie vor „kriminalisiert und brutal behandelt werden, anstatt ihnen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen“. Obwohl Ungarn in seiner Geschichte nie Sklaverei gesehen habe, so Tamás in der Tageszeitung Népszava weiter, erlebten die massiv unterprivilegierten Roma doch Situationen, die mit der Misere der Schwarzen in Amerika vergleichbar seien. Die Verantwortung dafür trügen sämtliche Regierungen der letzten 30 Jahre.
Doch während sich die ungarischen und die westlichen Eliten in ihren Einstellungen und Lebensstilen immer weiter angenähert hätten, existierten im Bodensatz der ungarischen Gesellschaft keinerlei Anzeichen eines solchen Aufruhrs, wie er sich zur Zeit in den amerikanischen Städten abspiele. Über das Fernsehen und das Internet würden sie jedoch die Ereignisse in der Welt verfolgen und könnten eines Tages entscheiden, sich dem Beispiel der Afroamerikaner anzuschließen. „Es sieht so aus, als ob unter diesen Verhältnissen nichts anderes funktioniert“, notiert Tamás abschließend.

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