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Viktor Orbáns Trianon-Rede

9. Jun. 2020

Ein regierungsfreundlicher Kolumnist begrüßt die Courage des Ministerpräsidenten, die Großmächte für die Aufteilung Ungarns im Jahre 1920 zu kritisieren. Er lobt Viktor Orbán auch für die Betonung gutnachbarschaftlicher Beziehungen.

In einer Rede zum Gedenken an den Friedensvertrag von Trianon erklärte Ministerpräsident Orbán am Samstag in der Stadt Sátoraljaújhely, dass die hundert Jahre ungarischer Einsamkeit vorbei seien. Ungarn habe die von den Großmächten als tödlicher Schlag gedacht Zerstückelung des Jahres 1920 überlebt. Gleichwohl sei Ungarn wieder ein souveränes Land, und die Ungarn hätten sich über Grenzen hinweg wiedervereinigt. Ungarn bleibe bestrebt, gute Beziehungen zu seinen Nachbarn im Karpatenbecken zu entwickeln, betonte der Ministerpräsident.

Tamás Pilhál vom regierungstreuen Portal 888 erinnert an die zündende Rede des Ministerpräsidenten anlässlich der Wiederbestattung von Imre Nagy und anderen Märtyrern der Revolution des Jahres 1956. Damals, im Sommer 1989, habe der junge Orbán den Abzug der sowjetischen Truppen aus Ungarn gefordert. Der Kommentator lobt den Ministerpräsidenten dafür, dass er den Westmächten offen vorgeworfen habe, Ungarn 1920 zerstückelt und zu einem schleichenden Tod verurteilt zu haben. Doch es sei auch beruhigend, so Pilhál, dass der Regierungschef betont habe, dass Ungarn gute Beziehungen zu allen seinen Nachbarn aufrechterhalten und die Ungarn jenseits der Grenzen gleichzeitig wiedervereinigen wolle.

Nach Ansicht der ehemaligen MSZP-Vorsitzenden Ildikó Lendvai hat der Ministerpräsident etwas gesagt, was er selbst gar nicht so gemeint habe. Auf Városi Kurír zitiert sie Orbán mit der Bemerkung, dass die Tschechoslowakei und Jugoslawien sowie die Sowjetunion zerfallen und zugleich das britische und das französische Imperium seit 1920 verschwunden seien, und dass „wir auf dem Grab derer tanzen werden, die uns begraben wollten“. Für Lendvai stimmen diese Worte nicht mit dem ansonsten gemäßigten Ton überein, den Orbán in Erinnerung an den Vertrag von Trianon angeschlagen habe.

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