Entries RSS Feed Share Send to Facebook Tweet This Accessible version

Die Notlage der Roma angesichts der Protestbewegung in den USA

20. Jul. 2020

Ein in den Vereinigten Staaten lebender ehemaliger Ökonom der Weltbank vertritt die Auffassung, dass die Probleme der ungarischen Roma wahrscheinlich noch gravierender seien als die der Afroamerikaner in den USA.

István Dobozi bestreitet das unter Ungarn weit verbreitete Gefühl, wonach es ihr Land – obwohl hinsichtlich des Lebensstandards weit hinter den Vereinigten Staaten hinterherhinkend – zumindest nicht mit den gleichen Rassenkonflikten zu tun habe wie die Amerikaner. Der ehemals leitende Volkswirt bei der Weltbank weist in Heti Világgazdaság darauf hin, dass die Afroamerikaner im vergangenen halben Jahrhundert enorme Fortschritte erreicht hätten.
Aus der Black Lives Matter-Bewegung könne sich durchaus eine politischen Partei entwickeln. Dies umso mehr, als die Demokratische Partei nicht mehr die Schwachen – einschließlich der schwarzen Bevölkerung – repräsentiere und sie zu einer Vertreterin der großstädtischen Intellektuellen und der Gewinner der Globalisierung geworden sei.
Dagegen stellten die Roma, die etwa neun Prozent der ungarischen Bevölkerung ausmachten, das bei weitem brisanteste Problem der Gesellschaft dar. Dabei stünden die politischen Eliten praktisch daneben und hielten es für unlösbar, notiert der Experte.
Die Roma verfügten im Gegensatz zu den Schwarzen in den Vereinigten Staaten über keine charismatischen und unbestechlichen Führungspersönlichkeiten wie Martin Luther King, Jackie Robinson oder Rosa Parks. Ohne solche Personen könnten die Roma keine gleichberechtigten Akteure in der Wirtschaft bzw. der Gesellschaft ganz allgemein werden, glaubt Dobozi.

Tags: ,