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Streit um Universität für Theater- und Filmkunst

5. Aug. 2020

Ein linker Kommentator wirft der Regierung vor, die führende Theater- und Filmhochschule des Landes ideologisch umstrukturieren zu wollen. Regierungsnahe Stimmen dagegen erheben den Vorwurf, die Linke missbrauche die Universität zu Propagandazwecken.

Das Ministerium für Innovation und Technologie hat die Mitglieder des neuen Kuratoriums der Universität für Theater- und Filmkunst in Budapest (SZFE) bekanntgegeben. An der Spitze des Gremiums – unter anderem verantwortlich für den Betrieb der Uni – wird Attila Vidnyánszky stehen, der auch als Intendant des Nationaltheaters fungiert. Die SZFE wird nach dem Muster verschiedener anderer staatlicher Universitäten öffentlich bleiben, aber von einer Stiftung betrieben werden und nicht der direkten Kontrolle des Staates unterstehen. Nach Bekanntgabe des neuen Kuratoriums traten einige Fakultätsmitglieder zurück. Zudem protestierten auch Studenten gegen die Ernennung Vidnyánszkys. DK-Chef Ferenc Gyurcsány schrieb auf Facebook, dass er Vidnyánszky sofort entlassen und ihn „zum Gesetzlosen machen“ werde, falls er an die Macht käme.

In Népszava behauptet Gábor Tölgyesi, die Regierung wolle die Kontrolle über die SZFE übernehmen, indem sie Vidnyánszky zum Präsidenten des neuen Kuratoriums ernenne. Der linke Kommentator pflichtet den Kritikern des Nationaltheaterintendanten bei: Vidnyánszky sei nicht qualifiziert, die Universität zu leiten. Auch werde er sich dem kulturpolitischen Diktat der Regierung beugen und die Universität entsprechend dem kulturellen Geschmack der Regierenden umgestalten.

Pesti Srácok glaubt dagegen, dass liberale Kritiker des neuen Gremiums um ihre Privilegien fürchten würden. Die lautstarken Gegner Vidnyánszkys forderten den bedingungslosen Zugang zu öffentlichen Geldern und dürften diese dann für liberale regierungskritische Propaganda verwenden, so der Vorwurf des regierungsfreundlichen Blogs.

Angesichts seiner Bemerkungen über Vidnyánszky vergleicht Pál Dippold von Magyar Hírlap Ferenc Gyurcsány mit dem Satan. Der regierungsfreundliche Kolumnist kritisiert den Vorsitzenden der Demokratischen Koalition für seine hasserfüllte Drohung, Vidnyánszky zu einem Geächteten machen zu wollen, mit scharfen Worten: „Der ehemalige Bolschewik, der sich zu einem liberalen Nazi gewandelt hat“, bedrohe nicht nur Vidnyánszky, sondern alle, die nicht mit der Linken übereinstimmen würden.

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