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Auseinandersetzung um Film- und Theateruni hält an

9. Sep. 2020

Während Studentinnen und Studenten ihr Sit-in im Gebäude der Universität für Theater und Filmwissenschaft (SZFE) fortsetzen und am Sonntag mehrere tausend Demonstranten eine Menschenkette zwischen der SZFE und dem Parlament bildeten, interpretieren oppositionelle Kommentatoren ihren Protest als den Vorboten einer neuen Ära. Regierungsnahe Stimmen hingegen glauben, dass sie von linksliberalen Intellektuellen manipuliert würden, die eifersüchtig auf ihre führenden Positionen im kulturellen Leben bedacht seien.

Auf 444 begrüßt László Szily die Menschenkette vom Sonntag, deren Teilnehmer eine Botschaft der ehemaligen Hochschulleitung von der letzte Woche besetzten SZFE staffettenartig zum Parlamentsgebäude weitergeleitet hatten. Der liberale Autor freut sich angesichts der fröhlichen Menschenmenge, die „endlich“ von normalen Bürgern und nicht von politischen Parteien dominiert worden sei. Ob sie etwas erreichen würden oder nicht, bleibe dahingestellt. Immerhin hätten sie bewiesen, „dass ein anderes Ungarn existiert, das – vielleicht – irgendwann alles ändern könnte“, so Szily.

Der unerwartet heftige Widerstand der Studenten und der überraschend breite Protest innerhalb der internationalen Theater- und Kinowelt habe die Regierung in eine unangenehme Lage manövriert, notiert György Bodansky auf der Onlinepräsenz des Wochenmagazins Heti Világgazdaság. Der Schaden sei zu groß, um kontrolliert zu werden. Bodansky äußert die Vermutung, dass die Regierung über eine mögliche Opferung von Theaterregisseur Attila Vidnyánszky nachdenken müsse – also den Mann, der im Zuge der jüngsten Reform zum Vorsitzenden der die Universität kontrollierenden Stiftung ernannt worden sei. Andernfalls könnte der Skandal Ministerpräsident Viktor Orbán selbst beschädigen, argumentiert Bodansky.

Im Sender Hír TV erklärte der Fidesz-Abgeordnete László L. Simon, in einer Demokratie hätten die Menschen ein natürliches Recht, ihre Unzufriedenheit auszudrücken und auf die Straße zu gehen. Gleichzeitig kritisierte er jedoch die bisherige Leitung der Theater- und Filmuniversität scharf, weil sie den Auftakt des Studienjahres verschoben und damit die Rechte derjenigen Studenten verletzt habe, die ihr Studium fortsetzen wollten.

In seiner täglichen in sarkastischem Stil verfassten Kolumne für Magyar Hírlap bezeichnet Dániel Galsai die Behauptung als absurd, dass die Probleme der Hochschulbildung von denjenigen entschieden werden sollten, die ein Gebäude besetzt hielten. Die Linksliberalen würden „den Rechten das Regieren erlauben – aber nur solange sie schweigen und ihnen Geld zur Verfügung stellen“, polemisiert Galsai.

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