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Hickhack um Video der Familienministerin

19. Dec. 2020

Heftiger Streit um ein Video von Familienministerin Katalin Novák: In der Videobotschaft ermutigt die Ressortchefin ihre Geschlechtsgenossinnen, sie mögen doch ihr Frau-Sein als Töchter, Ehefrauen und Mütter genießen, ohne Männer unbedingt als Konkurrenten zu betrachten.

In einer kurzen an Frauen gerichteten Videobotschaft bezeichnet Katalin Novák die Vorstellung, dass Frauen in allen Bereichen mit den Männern konkurrieren sollten, als „abwegigen Emanzipationsdrang“. Die Ministerin ermutigt die Frauen, Opfer und Verantwortung einer Mutterschaft anzunehmen, denn das sei es, was sie wirklich glücklich mache. Im Parlament warfen Oppositionsabgeordnete Novák daraufhin vor, sie verweigere den Frauen das Recht auf gleiche Entlohnung. In einer Reaktion beschwerte sich die so Gescholtene, dass ihre Worte bewusst falsch interpretiert worden seien, denn sie habe lediglich die Mutterschaft als ausschlaggebend für das individuelle Glück und das gesellschaftliche Fortbestehen befürwortet.

Die Worte der Ministerin stünden im Widerspruch zum Prinzip „gleicher Lohn für gleiche Arbeit“, urteilt Marianna Hutter in Magyar Hang. Die Kommentatorin warnt Novák, dass sie sich weder in die Lebensgestaltung von Frauen einmischen noch ihnen vorschreiben dürfe, welche Entscheidungen die richtigen seien. Hutter bezeichnet die Ministerin auch als eine Heuchlerin, denn während sie Frauen auffordere, nicht unbedingt höhere Löhne als Männer anzustreben, arbeite sie selbst Vollzeit und verdiene das Achtfache des Durchschnittslohns.

Auf 24.hu wirft Rita Antoni der Ministerin vor, ihre Geschlechtsgenossinnen verraten zu haben und ihnen vor dem Hintergrund eines gewaltigen Monatsgehalts auf ihrem eigenen Konto vorschreiben zu wollen, was sie glücklich mache. Die feministische Autorin ermutigt die Frauen, selbst zu entscheiden, was sie glücklich mache, ohne sich von Novák erklären zu lassen, worin ihr Sinn des Lebens bestehe.

Der Leitartikel von Vasárnap nimmt Novák gegen das in Schutz, was das Blatt eine künstlich geschürte Hysterie-Kampagne nennt. „Wir akzeptieren, dass manche Leute keine Kinder gebären wollen“, versichern die Redakteure, lehnen aber gleichzeitig „Angriffe auf diejenigen ab, die Kinder in den Mittelpunkt ihres Lebens stellen“.

Krisztina Kincses von Magyar Nemzet versteht die Äußerungen der Ministerin so, dass die Mutterschaft Opfer erfordere, diese sich jedoch lohnen würden. Es sei absurd, Novák zu unterstellen, sie befürworte die Unterwerfung von Frauen, die im Übrigen in der ungarischen Gesellschaft gleichberechtigt seien. Freie Frauen seien stark genug, um nicht nur an sich selbst zu denken. Und wer das nicht verstehe, habe nicht die geringste Ahnung darüber, was eine Frau ausmache, resümiert Kincses.

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