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Wie die Leitmedien die Unruhen auf dem Capitol Hill sehen

9. Jan. 2021

Die führenden Tageszeitungen der Rechten und der Linken weisen unisono US-Präsident Donald Trump die Hauptschuld an der Belagerung des Kapitols zu.

Levente Sitkei von Magyar Nemzet interpretiert die Belagerung des Kapitols als eine Mischung aus Volksaufstand gegen korrupte Eliten und gewalttätigem Amoklauf. Der regierungsnahe Kommentator räumt ein, dass Präsident Trump eine massive Verantwortung für die Ereignisse trage. Allerdings müssten sich auch die politischen Eliten den Vorwurf gefallen lassen, Halbwahrheiten über den vermeintlichen Wahlbetrug nicht aufgeklärt zu haben. Zum jetzigen Zeitpunkt würden wir nie erfahren, inwieweit diese Vermutungen der Wahrheit entsprächen, notiert Sitkei und resümiert: Nach diesen Vorfällen dürfte es schwieriger werden, die USA als Beispiel für gute Regierungsführung darzustellen.

In einem Kommentar für Népszava interpretiert Gábor Horváth die Ereignisse unverblümt als Beweis dafür, dass „Trump ein Nazi ist – oder ein Faschist, falls Ihnen das lieber sein sollte“. Der linke Kolumnist wirft Präsident Trump vor, ein undemokratischer Demagoge zu sein. Darüber hinaus bezichtigt er die ungarische Regierung sowie die ihr nahestehenden Medien, Trump würde bei ihnen ein hohes Ansehen genießen. Und sie würden die Belagerung des Capitoll Hill in der gleichen Art und Weise bewerten wie die Budapester Unruhen des Jahres 2006 – nämlich als Revolution und nicht als gewalttätige Ausschreitungen des Pöbels. Die Ereignisse auf dem Capitol Hill zeigen laut Horváth, wohin der Rechtspopulismus führe. Allerdings habe sich der US-Parlamentarismus diesmal als stärker erwiesen als die Weimarer Republik in den 1930er Jahren.

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