Entries RSS Feed Share Send to Facebook Tweet This Accessible version

101 Jahre Trianon

7. Jun. 2021

Am 101. Jahrestag des Ungarn nach dem Ersten Weltkrieg aufgezwungenen Friedensvertrages schlagen konservative Autoren vor, dass sich das Land in realistischer Art und Weise mit dem Erbe von Trianon auseinandersetzen sollte.

Der Historiker Balázs Ablonczy plädiert auf Válasz gegen jegliche Romantisierung – und zwar sowohl bei der Bewertung der historischen Ereignisse von damals als auch der aktuellen Perspektiven. Der Direktor des Forschungsinstituts Trianon 100 und Autor mehrerer Bücher über den Friedensvertrag, der das historische Ungarn nach dem Ersten Weltkrieg zerstückelte, macht darauf aufmerksam, dass die Verstümmelung Ungarns das Ergebnis einer Entscheidung der Entente-Mächte gewesen sei, auf Kosten der österreichisch-ungarischen Monarchie neue Staaten zu gründen und bereits bestehende zu stärken. Die damaligen führenden Politiker Ungarns hätten praktisch nichts tun können, um daran etwas zu ändern. Das mindere nicht die Ungerechtigkeit des Ungarn zugefügten Schlages, bei dem ganze von magyarischen Mehrheiten bewohnte Gebiete den Nachbarstaaten einverleibt worden seien.
Die heutigen Ungarn, fügt Ablonczy hinzu und zitiert aktuelle Umfragen, hegten mit Blick auf diese Geschehnisse starke Gefühle, wobei 94 Prozent den Friedensvertrag als ungerecht empfänden. Erkundige man sich hingegen nach Fakten, Zahlen und Namen, erweise sich die überwältigende Mehrheit als äußerst uninformiert. Der Historiker warnt vor einer lautstarken Minderheit, die nach wie vor für einen Rückerhalt der verlorenen Gebiete einträte und dies auch für realistisch halte. Ein solcher Romantizismus könne den Interessen der in den Nachbarländern lebenden ethnischen Ungarn nur schaden, warnt Ablonczy.

Milán Constantinovits argumentiert in ähnlicher Weise. Auf Mandiner notiert der stellvertretende Chefredakteur des Portals, dass eine auf der Opferrolle basierende Politik die historischen Wunden nicht heilen könne. Der einzige Weg, um voranzukommen, bestehe in der Einsicht, dass die Völker des Karpatenbeckens ein gemeinsames Schicksal verbinde und sie zusammenarbeiten müssten. Eine solche Kooperation sei aber nur zwischen gleichwertigen Partnern möglich, fährt Constantinovits fort. Deshalb unterstütze er die ungarische Regierung bei ihrem entschlossenen Reagieren angesichts von Verstößen gegen Minderheitenrechte: Beispiel Ukraine, wo der Unterricht sowie der Gebrauch der ungarischen Sprache in der Öffentlichkeit eingeschränkt worden seien.
Er erwähnt auch einen Konflikt um die Medizinische Fakultät in Târgu Mureș, wo die ungarische Abteilung geschlossen worden sei und der Unterricht nur noch auf Rumänisch stattfinde. Auch erwähnt Constantinovits Schulschließungen in der Slowakei. Alles in allem sei er aber zuversichtlich, dass in den bis zum Friedensvertrag von Trianon zu Ungarn gehörenden Regionen „lebenswerte Bedingungen“ für die ethnischen Ungarn geschaffen werden könnten.

Tags: , , ,