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Fehlgeleiteter Demokratieexport – Grund für US-Scheitern in Afghanistan

26. Aug. 2021

Ein prominenter Regierungsstratege vertritt die Auffassung, dass es den USA nicht gelungen sei, den Demokratieexport gemäß den Vorbildern Japan und Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg zu gestalten. Als Konsequenz hätten sie weder die Herzen noch die Köpfe der Afghanen für sich gewinnen können.

Mandiner berichtet über einen Facebook-Post des stellvertretenden Kabinettsministers Balázs Orbán. In dem Text weist einer der Chefstrategen der Regierung darauf hin, dass Demokratieexporte nur dann funktionieren könnten, wenn ihnen ein vernünftiger Anstieg des Lebensstandards voraus- oder zumindest damit einherginge.
(Der Namensvetter des Ministerpräsidenten war früher ein leitender Analyst der regierungsnahen Denkfabrik Századvég und arbeitet zur Zeit als Stellvertreter des Ministers, der für das Büro Viktor Orbáns zuständig ist. Er wurde letzte Woche zum politischen Direktor mit der Aufgabe ernannt, die Aktivitäten der Berater des Regierungschefs zu koordinieren – Anm. d. Red.)
Im Nachkriegsdeutschland sowie in Japan sei die Einführung der Demokratie mit einem starken Wirtschaftswachstum und einem rasch steigenden Lebensstandard einhergegangen, erklärt Balázs Orbán in seinem Post. Dies habe in beiden Fällen die Demokratie als ein in den Augen der ursprünglich feindlich gesinnten Bevölkerung besser funktionierendes System legitimiert. In Afghanistan hingegen habe der Großteil der Bevölkerung keine so guten Erfahrungen mit der Demokratie gemacht, unterstreicht Orbán.
Darüber hinaus habe Amerika anstelle einer puren Demokratie seine eigene liberale Version des Systems exportieren wollen. Es sei der Versuch gewesen, Werte nach Afghanistan zu exportieren, die selbst in der Heimat umstritten wären. Wenige Wochen vor dem plötzlichen und kompletten Zusammenbruch des von den USA unterstützten Regimes habe es die US-Botschaft für wichtig erachtet, ihre Website mit einer Regenbogenflagge zu drapieren, um die LGBTQ-Werte und den Pride-Monat zu feiern – und das in einem Land, in dem solche Ideen zwangsläufig negative Reaktionen hervorrufen würden. In den Augen Orbáns erscheint es daher wenig überraschend, dass die Mission gescheitert ist.

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