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Jobbiks Niedergang: Ein Erklärungsversuch

20. Apr. 2022

Ein regierungsnaher Analyst betrachtet das schlechte Abschneiden von Jobbik als die wichtigste Ursache für die vernichtende Niederlage der Opposition bei den Parlamentswahlen vom ersten Aprilsonntag.

Die über 800.000 Stimmen, die die Opposition seit 2018 verloren habe, stammten von einstigen Jobbik-Anhängern, analysiert Ervin Nagy. In einem Beitrag für Magyar Hírlap erinnert der Jobbik-Mitgründer und kurzzeitige stellvertretende Vorsitzende daran, dass seine ehemalige Partei durch ihre Opposition gegen die linksliberale Regierung unter Ferenc Gyurcsány zu einer wichtigen politischen Kraft aufgestiegen sei. Mit ihrer Hinwendung zur politischen Mitte 2015 habe Jobbik zwar viele rechtsradikale Anhänger verloren, dafür 2018 aber die Stimmen anderer unzufriedener Ungarn gewonnen. Als sie sich jedoch im vergangenen Jahr dem Oppositionsbündnis – darunter als stärkste Kraft die von Ferenc Gyurcsány angeführte Partei – angeschlossen habe, seien ihr zwei Drittel ihrer Wählerbasis abhandengekommen.
Hinter dem Wechsel von einer Anti-Gyurcsány-Partei zu einer mit ihm verbündeten Partei kann Nagy auch eine tiefere Ursache erkennen: Das politische Leben in Ungarn zerfalle nämlich in zwei gegensätzliche Lager. Am Anfang seien es die Kommunisten und die Antikommunisten gewesen. Als der liberale SZDSZ 1994 gemeinsam mit der postkommunistischen MSZP an die Regierung gelangt sei, habe sich die liberale Partei auf den Pfad Richtung Untergang begeben, weil sie die wichtigste politische Scheidelinie überschritten habe.
Heute, so Nagy, verlaufe die entscheidende Grenze zwischen Souveränisten und Globalisten. Als Jobbik ihre globalismuskritischen Positionen aufgegeben und sich dem globalistischen Lager angeschlossen habe, habe die Partei diese entscheidende Grenze überschritten und sich selbst zu einem unaufhaltsamen Niedergang verdammt, so Nagy abschließend.

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