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Überraschung: Nationalbank erhöht Leitzins drastisch

30. Jun. 2022

Analysten bezeichnen die massivste Zinserhöhung der Ungarischen Nationalbank seit 14 Jahren als schockierend, gleichzeitig aber auch als lobenswert. Bis September sagen sie weitere entsprechende Schritte voraus.

In den vergangenen Tagen hatte der Forint/Euro-Kurs wiederholt die Marke von 400 überschritten. Vor diesem Hintergrund hat die ungarische Nationalbank ihre Inflationsprognose nach oben korrigiert und zugleich den Leitzins von 5,9 auf 7,75 Prozent angehoben.

Auf dem Wirtschafts- und Finanznachrichtenportal Napi prognostiziert Viktor Zsiday bis September einen Leitzins zwischen neun und zehn Prozent, dabei hält er die Erhöhungen für unausweichlich. Allerdings bezweifelt Zsiday, dass sie im Sinne einer Lösung der komplizierten Probleme Ungarns ausreichen werden. Höhere Zinssätze würden Investitionen Geld entziehen und damit das Wachstum eher bremsen. Eine Lösung könnte laut Zsiday darin bestehen, dass Ungarn mit der Europäischen Union die Freigabe von Finanzmittel aushandele, deren Transfer aus Gründen der Rechtsstaatlichkeit ausgesetzt worden sei. Sollte Ungarn beispielsweise seinen Beitritt zur Europäischen Staatsanwaltschaft anbieten, woraufhin diese Behörde sämtliche künftigen Geschäfte untersuchen könnte, würde dies in Brüssel als zufriedenstellender Kompromiss anerkannt werden, glaubt Zsiday.

Géza Sebestyén geht ebenfalls davon aus, dass höhere Zinsen das Wirtschaftswachstum bremsen dürften. Im Gegensatz zu den Staaten des Baltikums, die der Eurozone beigetreten seien und in denen die Europäische Zentralbank ihren Zinssatz immer noch nahe Null halte, verfüge Ungarn immerhin zumindest über dieses Instrument, fügt der leitender Wirtschaftswissenschaftler am Mathias Corvinus Collegium auf Mandiner hinzu.

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