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Diagnosen zum Stephanstag

20. Aug. 2022

Nach Ansicht eines regierungskritischen konservativen Publizisten hat die Führung des Landes die Demokratie geschwächt, was einer Preisgabe der von Stephan dem Heiligen verfolgten Vision gleichkomme. Ein regierungsnaher Kommentator hingegen beschuldigt die Opposition, sie wolle Ungarn seines christlichen und nationalen Charakters berauben – beides Grundpfeiler des Erbes des heiligen Stephan.

Szabolcs Szerető bezeichnet die Gründung Ungarns als christlicher Staat durch Stephan I. den Heiligen als eine große zivilisatorische Leistung. In einem Artikel von Magyar Hang interpretiert der regierungskritische konservative Kolumnist dessen Projekt dahingehend, dass es auf die Errichtung eines integrativen und dem Gemeinwohl dienenden Staates abgezielt habe. Szerető wirft der amtierenden Regierung vor, diese Ideale aufgegeben zu haben und „feudalistisch” geworden zu sein. Er vergleicht die Regierung sogar mit dem „kommunistischen Parteienstaat“ sowie dessen Beamten und mit „Parasiten“, die ihre Verfügungsgewalt über den nationalen Reichtum zur Verfolgung ihrer eigenen privaten Interessen nutzen würden. Das, was der Kolumnist als „autokratische Tendenzen“ betrachtet – darunter die Aufweichung der Rechtsstaatlichkeit und die Abschaffung des Systems der gegenseitigen Kontrolle –, schwäche Ungarn als Nation. Beispiele dafür seien der Mangel an Ärzten, Lehrern und Polizisten sowie die sinkende Geburtenrate. In einem Nebensatz weist Szerető darauf hin, dass die Regierung gewaltige Summen für Propaganda, die Armee und ein teures Feuerwerk am 20. August verschwende, um eine Illusion von Stärke aufrechtzuerhalten.

Ottó Gajdics hält die Botschaft des Stephanstages für wichtiger denn je. Der regierungsnahe Kommentator der Tageszeitung Magyar Nemzet vergleicht die heutigen „progressiven Globalisten“ und multikulturellen Liberalen mit den ehemaligen Kommunisten und wirft ihnen vor, die nationale Identität samt Religion abschaffen zu wollen, um „ein Imperium namens Vereinigte Staaten von Europa“ zu etablieren. Zudem kritisiert Gajdics die Oppositionsparteien für deren Forderung an die Adresse der Regierenden, sie mögen das Geld für andere Zwecke verwenden, anstatt teure Feierlichkeiten und in Budapest das größte Feuerwerk Europas zu veranstalten. Der Kommentator weist diese Forderungen als „atheistische und gegen die Nation gerichtete Demagogie“ zurück, die auf die nationale Identität abziele. Abschließend appelliert Gajdics an die Liberalen, toleranter gegenüber Christen und Nationalisten zu sein, und fügt hinzu: Die wichtigste Botschaft des Stephanstages bestehe in der Mahnung, dass die Ungarn geeint sein sollten.

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