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Streit um Bericht des Staatlichen Rechnungshofs zu Frauen in der Hochschulbildung

31. Aug. 2022

Eine linksorientiert Kolumnistin befasst sich mit einer Analyse zur Überrepräsentation von Studentinnen in der Hochschulbildung. In diesem Zusammenhang wirft sie der Regierung vor, sie wolle den Frauen traditionelle Geschlechterrollen aufzwingen. Eine regierungskritische konservative Publizistin hält den Vorwurf dagegen für unbegründet.

Ein kürzlich vom Staatlichen Rechnungshof (ÁSZ) veröffentlichtes Papier über „rosarote Bildung“ wurde von liberalen und linksgerichteten ungarischen sowie internationalen Medien ausführlich behandelt und heftig kritisiert. Ihr Vorwurf: Der Rechnungshof rufe in der Veröffentlichung dazu auf, die Zahl der Studentinnen an den Hochschulen zu verringern, um auf diese Weise die Geburtenrate zu erhöhen.

In Népszava macht Anna Szalai geltend: Die wichtigste Botschaft des Rechnungshofs sei, dass gebildete Frauen die Gesellschaft gefährden würden, da sie weniger Kinder zur Welt brächten. Die linke Kommentatorin behauptet, dass der Bericht die „mittelalterliche Sichtweise“ der Regierung im Hinblick auf Geschlechterhierarchien und Frauen wiedergebe. Laut Szalai möchte die Regierung die Ungleichheit der Frauen zementieren und sie zum Heiraten und Kinderkriegen zwingen.

Der Bericht des Staatlichen Rechnungshofs werde von linken und liberalen Kommentatoren völlig falsch interpretiert, notiert Anita Élő in Heti Válasz. Die regierungskritische konservative Investigativjournalistin weist darauf hin, dass der von Demografen erstellte Bericht die Wahrnehmung geschlechtsspezifischer Qualitäten in der Bildung habe analysieren wollen. Demnach seien die an der Untersuchung beteiligten Lehrer und Eltern der Auffassung, dass die Schulen jene Qualitäten und Leistungen stärker belohnen würden, die die Teilnehmer als „weibliche Eigenschaften“ einstuften. Den Autoren zufolge könnten diese Wahrnehmungen erklären, warum mehr Frauen als Männer an Universitäten zugelassen würden, erläutert Élő.
Auch würden die Autoren spekulieren, dass die Überrepräsentation von Frauen in der Hochschulbildung negative demografische, soziale, mentale und arbeitsmarktpolitische Auswirkungen haben könnte. So vermuteten die Autoren unter anderem, dass hochqualifizierte Frauen seltener einen Ehepartner mit Hochschulabschluss finden und daher seltener Kinder haben würden. Élő weist diese Schlussfolgerung mit dem Hinweis zurück, dass nach Daten des ungarischen Statistikamtes Frauen mit Hochschulabschluss mit größerer Wahrscheinlichkeit heiraten und Kinder bekämen als Frauen, die nur über einen höheren Schulabschluss verfügten.
Völlig absurd findet sie jedoch die Behauptung, der Bericht befürworte die Einführung von Männerquoten in der Bildung oder rege an, dass Frauen in irgendeiner anderen Weise benachteiligt werden sollten. Traurig, so Élő, dass eine wissenschaftliche Untersuchung zum Gegenstand einer politisierten Debatte werde. Und die Autorin wirft dem ÁSZ-Direktor vor, dass er den Autoren nicht erlaubt habe, die gegen sie vorgebrachte Kritik öffentlich zurückzuweisen.

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