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Angst vor dem GAU

5. Sep. 2022

Ein liberales Wochenmagazin beschuldigt Russland, das Kernkraftwerk Saporischschja als Waffe zu missbrauchen. Ein regierungsfreundlicher Kommentator hingegen meint, dass die Ukraine die Anlagen angreife, um vom Westen noch stärker unterstützt zu werden.

In einem Leitartikel auf der ersten Seite beschuldigt Magyar Narancs den Kreml, das Kernkraftwerk Saporischschja als schmutzige politische Waffe einzusetzen. Das liberale Wochenmagazin ist der festen Überzeugung, dass russische Truppen die Anlage besetzt hätten, um sich einen strategischen Vorteil zu sichern, da die ukrainische Armee die dort befindlichen Soldaten und gelagerten Waffen nicht angreifen könne. Magyar Narancs behauptet weiter, Russland nutze das Kernkraftwerk auch, um die Ukraine in die Unterwerfung zu zwingen, indem es einen atomaren Notfall heraufbeschwöre und mit einem radioaktiven Fallout drohe. Magyar Narancs ist sich sicher, dass die Ukraine kein Interesse daran habe, ein zweites Tschernobyl zu riskieren, da sich ein atomarer Notfall infolge ukrainischer Angriffe für das Land katastrophal auswirken und auch seine westlichen Unterstützer verprellen würde. Russland hingegen nutze die Anlage skrupellos als Waffe in seinem imperialen Krieg. Laut dem liberalen Magazin greifen die Russen in die Anlage ein, um die Risiken zu erhöhen. Zur Vermeidung einer weiteren Katastrophe sollte die internationale Gemeinschaft Russland zwingen, sich aus Saporischschja zurückzuziehen und eine entmilitarisierte Zone um die Atomanlagen einrichten, fordert Magyar Narancs.

In einem Beitrag für Magyar Demokrata hält Zoltán Koskovics die Behauptungen westlicher Quellen für absurd, Russland wolle einen nuklearen Notfall herbeiführen, indem es die Atomanlagen in Saporischschja angreife. Der Analyst der regierungsnahen Denkfabrik Zentrum für Grundrechte ist der Meinung, dass Russland mit der Besetzung und Sicherung der Atomanlagen vernünftig und verantwortungsbewusst gehandelt habe. Russland habe kein Interesse daran, die von russischen Truppen kontrollierten Reaktoren anzugreifen. Ein atomarer Notfall in Saporischschja würde das russische Festland von der Krim abschneiden. Koskovics hält es für wahrscheinlicher, dass die Ukraine das Kernkraftwerk in der Hoffnung angreife, durch das Heraufbeschwören eines Notfalls noch mehr Unterstützung vom Westen zu erhalten. Was eine mögliche Kernschmelze anbelangt, so ist Koskovics optimistisch, dass selbst ein atomarer Notfall nicht die gleichen verheerenden Folgen hätte wie die Explosion des Reaktors in Tschernobyl und Ungarn keine nennenswerte Radioaktivität abbekommen würde. Auch zeigt sich Koskovics zuversichtlich, dass es zu keiner Katastrophe kommen werde – zumindest solange die Experten der Internationalen Atomenergiebehörde in Saporischschja seien.

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