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In memoriam Michail Gorbatschow

3. Sep. 2022

Eine konservative Historikerin sowie ein linker Publizist sind sich einig, dass die Ungarn und alle Mitteleuropäer Michail Gorbatschow dankbar sein sollten. Ohne ihn wären ein friedlicher demokratischer Übergang und die Unabhängigkeit vom Sowjetimperium nicht möglich gewesen, so ihre Einschätzung.

Auf ihrem Blog Látószög erinnert die konservative Historikerin Mária Schmidt an Michail Gorbatschow. Zu diesem Zweck veröffentlicht sie erneut einen kurzen Essay aus dem Jahr 2006. Schmidt schreibt darin, dass die Ungarn Gorbatschow sehr dankbar sein sollten, weil er den demokratischen Übergang ermöglicht habe. Obwohl die Ungarn Mitte der 1980er-Jahre nicht mehr an die sozialistische Ideologie geglaubt hätten, seien sie doch Realisten gewesen und hätten gewusst, dass das Regime so lange standhalten dürfte, wie es von der Sowjetunion und ihrer Armee gestützt werde. Gorbatschow habe den Kommunismus reformieren wollen, jedoch in diesem Sinne keine Gewalt angewandt, um das Sowjetimperium zusammenzuhalten, betont Schmidt. Für all dies hätte Gorbatschow eine Statue in Budapest verdient.

Auch Gábor Horváth meint, dass die Osteuropäer Gorbatschow dankbar sein sollten. Der Analyst der linksorientierten Tageszeitung Népszava fügt hinzu, dass auch die Russen Gorbatschow für die Reform des politischen Systems und die Einführung bürgerlicher Freiheiten ehren sollten, anstatt ihn als Zerstörer des Sowjetimperiums zu betrachten. Wäre die UdSSR in den späten 1980er-Jahren von einem Putin-ähnlichen Führer regiert worden, wäre der friedliche Übergang in Mitteleuropa mit denselben Mitteln brutal unterdrückt worden, die Putin aktuell in der Ukraine einsetze.

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